Auch in Russland gibt es eine gewisse Verunsicherung, wie sich die Wirtschaft weiterentwickelt. Gold gilt deshalb auch dort als sicherer Wert – und wer keine Goldbarren zu kaufen vermag, kauft sich wenigstens eine Goldkette, die später wieder als Geldwert verkauft werden kann. Hier im Unternehmen Kraszwetmet werden deshalb auch Goldkettchen produziert. (Foto Ulrich Heyden)
Wie die realen Verkaufszahlen des Gold-Verarbeiters Kraszwetmet sind, ist nicht bekannt. Über die Goldgewinnung und Verarbeitung werden seit 2022 vom russischen Finanzministerium und der Union der russischen Gold-Industriellen keine Zahlen mehr veröffentlich. Die Gold-Industrie sei heute „einer der am meisten geheimen Wirtschaftszweige im Land“, schreibt die Internetzeitung Lenta.ru.
Russische Gold-Verarbeiter spüren den Druck aus dem Westen
Seit 2022 sind die russischen Betriebe, die Gold und andere wertvolle Metalle verarbeiten, starkem Druck aus dem Westen ausgesetzt. Im August 2022 verhängte die EU und die Schweiz ein Importverbot für Gold aus Russland. Die Abrechnungssysteme zwischen Russland und westlichen Banken funktionierte nicht mehr. Und die russische Zentralbank kauft von inländischen Gold-Firmen keine Barren zu Weltmarktpreisen mehr an.
Die Londoner Börse können die russischen Gold-Verarbeiter nicht mehr nutzen. Das Unternehmen Кraszwetmet in Krasojarsk und andere Gold-Verarbeiter fielen im November 2023 wegen „enger Beziehungen zum Kreml“ und angeblicher Versorgung des russischen Militärs unter britische Sanktionen.
Aber die russischen Gold-Verarbeiter fanden bald neue Wege für den Export ins Ausland. Die britischen Sanktionen stellten für Kraszwetmet und andere Gold-Verarbeiter „keinen Wendepunkt“ dar, weil es „Druck schon seit 2022 gab“, erklärte die Presseabteilung von Kraszwetmet. Die Gold-Verarbeiter hätten sich schon seit 2022 „auf die neuen Realitäten eingestellt“ und „ihre Produktion sogar gesteigert“.
Russlands größter Goldförderer von EU-Sanktionen betroffen
Russlands größter Goldförderer ist das Unternehmen Polyus. Weltweit gehört es zu den fünf größten Goldförderern. 2020 hatte das Unternehmen 20.000 Mitarbeiter. Neuere Zahlen liegen nicht vor. 2023 konnte das Unternehmen seine Gold-Förderung um 14 Prozent erhöhen.
Das Unternehmen Polyus befindet sich in privater Hand. Bis April 2022 gehörten 76,34 Prozent der Unternehmens-Aktien dem Unternehmer Said Kerimow. Doch offenbar, um möglichen Sanktionen der EU auszuweichen, reduzierte Kerimow seinen Aktien-Anteil am Unternehmen auf 46,35 Prozent, indem er 29,99 Prozent seiner Aktien an den Unternehmer Achmet Palankojew verkaufte.
Doch den EU-Sanktionen entging Said Kerimow damit nicht. Am 8. April 2022 erschien der Name „Said Kerimow“ auf einer Liste von 217 einflussreichen Russen, gegen welche die EU Sanktionen verhängt hatte. Im April und Mai 2023 verhängten auch Großbritannien und die USA Sanktionen gegen Kerimow.
Spitzen-Abnehmer für russisches Gold: Vereinigte Arabische Emirate, Türkei und China
Wie auch bei Öl und Gas aus Russland wirken die 2022 verhängten Sanktionen des Westens gegen Russland nur sehr begrenzt. Die russischen Gold-Exporteure fanden neue Kanäle für Lieferungen ins Ausland. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Hongkong und Saudi-Arabien. Russland lieferte 2023 88 Tonnen Gold für 5,6 Milliarden Dollar nach Hongkong und steigerte damit seine Lieferungen in die Stadt auf das Fünffache, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.
Die britische Nachrichtenagentur Reuter meldete, Russland habe 2022 116 Tonnen Gold in die Arabischen Emirate, die Türkei und China exportiert, davon allein 75,7 Tonnen im Wert von 4,3 Milliarden Dollar in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Schweiz drosselte Goldimporte russischer Herkunft erst im März 2024
Kurios ist die Haltung mancher westlicher Länder zu den Sanktionen. Die Schweiz kostete alle Möglichkeiten aus, trotz dem EU-Embargo, dem sich das Alpenland angeschlossen hatte, weiter Gold russischer Herkunft zu importieren. Die Schweiz importierte weiter über Drittländer Gold russischer Herkunft, das Russland noch vor dem Embargo verlassen hatte. So war Russland mit 63 Tonnen 2023 noch der sechsgrößte Gold-Lieferant der Schweiz. Doch Ende März 2024 drosselte die Schweiz den Goldimport russischer Herkunft drastisch.
Wie man sieht, sperrt sich die Lebensrealität gegen die Logik der Sanktionen. Vermutlich kann Russland den Verlust des Absatzmarktes in Europa durch erhöhte Lieferungen in die Arabischen Emirate, die Türkei und China voll kompensieren.
Der Autor des Beitrags, Ulrich Heyden, mit einem 11 kg schweren Goldbarren: Wert gut 775.000 Euro!
veröffentlicht in: Globalbridge.ch