Mit großem Interesse bestaunte das Publikum die ausgestellten, in der Ukraine erbeuteten Panzer. Im Bild ein zerstörter US-amerikanischer Abrams M1 Panzer. (Foto Ulrich Heyden).
Am dichtesten war das Gedränge vor dem amerikanischen Panzer Abram M1, der als einer der besten Panzer der Welt bezeichnet wird, und vor dem deutschen Panzer Leopard 2. Über gepanzerte ukrainische Fahrzeuge gab es meist nur abschätzige Bemerkungen. So erklärte mir ein Russe, „der gepanzerte Mannschaftswagen dort ist nur eine Weiterentwicklung eines sowjetischen Modells.“
Der Gegner ist nicht übermächtig
Ich war zwar oft in Kriegsgebieten, hatte aber noch nie das Bedürfnis, selber mit der Waffe zu kämpfen. Eigentlich hatte ich gar keine Lust, mir diese Panzer auf dem „Verneigungshügel“ anzugucken, denn dieses Gerät ruft in mir keinerlei positive Regungen wach. Es ist Werkzeug zum Töten. Warum soll ich es bestaunen? Warum überhaupt beachten? Eigentlich war ich nur an diesem Ort, um zu sehen und zu hören, wie die Russen auf all das reagieren.
Bei den Russen war es tatsächlich ganz anders. Für sie spiegelte jedes dieser Fahrzeuge die Stärke der russischen Armee wieder. Diese erbeuteten todbringenden Fahrzeuge geben ihnen offensichtlich das Gefühl, dass sie es nicht mit einem übermächtigen Gegner zu tun haben, sondern mit einem, der, wie man so schön sagt, „auch nur mit Wasser kocht“. Außerdem – und das wird in Deutschland kaum realisiert – hat fast jede russische Familie einen Urgroßvater oder eine Urgroßmutter, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind.
Und noch etwas: Die Rote Armee gehörte zu den Siegern im Kampf gegen Hitler-Deutschland. Und da man schon im Ersten Weltkrieg den deutschen Angriff zurückschlug und auch Napoleon 1812 mit seiner Armee nur bis Moskau kam und umdrehen musste, sagen viele Russen heute, man werde wieder siegen. Blos wann, das sei noch nicht absehbar.
Vom Autor dieses Berichtes, Ulrich Heyden, erschien 2020 „Wer hat uns 1945 befreit? Interviews mit Kriegsveteranen und Analysen zu Geschichtsfälschung und neuer Kriegsgefahr“, tredition, Hamburg
veröffentlicht in: Globalbridge