30. April 2016

Abschiebung aus Odessa

Ukraine: Ausländische Journalisten scheinen in Odessa unerwünscht zu sein
An diesem Wochenende wollte ich mir als Journalist ein Bild vom Leben in Odessa machen. Doch daraus wird wohl nichts, wenn nicht noch ein Wunder passiert.

Am Sonnabendabend bin ich, aus Prag kommend, mit einem Flugzeug der Czech Airlines in Odessa angekommen. Von den Grenzbeamten wurde mir in freundlichem Ton mitgeteilt, dass der ukrainische Geheimdienst SBU eine Einreisesperre gegen mich verhängt hat. Die Einreisesperre gilt ab sofort für die nächsten FÜNF JAHRE.

Welchen Paragraphen der ukrainischen Rechtsordnung ich verletzt haben soll, konnten die Grenzbeamten nicht sagen. Sie erklärten, sie seien verpflichtet, Anordnungen des SBU auszuführen. Ich könnte die Entscheidung anfechten. Aber auf jeden Fall werde ich Sonntagfrüh mit Czech Airlines nach Prag abgeschoben. Zurzeit sitze ich in der Transitzone des Flughafens Odessa. Meinen Pass bekomme ich erst wieder, wenn ich zum Flugzeug gefahren werde.

Die deutsche Botschaft in Kiew habe ich informiert. Wie ich hörte, bin ich nicht der einzige Journalist, den man aus Odessa in die EU abschieben will oder schon abgeschoben hat.

(Dieser Beitrag wurde in der Nacht auf den 1. Mai 2016 in meinem Blog bei Freitag.de veröffentlicht. In einem Interview für die Rossiskaja Gaseta habe ich weitere Einzelheiten über meine Deportation von Odessa nach Prag berichtet)

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