Andenken an einen deutschen Journalisten
Heute möchte ich an dieser Stelle an einen deutschen Journalisten erinnern, der am 11. Mai 2021 im Alter von 70 Jahren auf seinem Bauernhof nördlich von Moskau unerwartet starb.
Gisbert Mrozek war ein ungewöhnlicher Typ, kein Karrierist und Besserwisser. Sein Tod berührt mich.
Mrozek kam 1989 als Journalist nach Russland. Er gründete die Nachrichtenagentur Rufa und schrieb für den Focus und die Berliner Zeitung.
Wir hatten nur selten etwas miteinander zu tun. Manchmal konnte ich einen meiner Artikel auf seinem Internetportal aktuell.ru unterbringen.
Gisberts Verhältnis zu den deutschen Medien wurde seit 2008 kritischer. Die Journalistin Ljudmilla Danilkina vom Internet-Portal novvedomosti.ru besuchte Gisbert auf seinem Bauernhof. Sie schrieb die Gedanken des deutschen Journalisten wie folgt nieder: "In Deutschland ist das Interesse der Medien an Russland gesunken, weil die Deutschen Anhänger einer stereotypen Wahrnehmung sind, die viele nicht aufgeben wollen. Ich wurde sozusagen auf die schwarze Liste gesetzt - weil ich mich geweigert habe, die solidarische Position der Vereinigten Staaten und einiger europäischer Mächte zu verbreiten, zuerst zum militärischen georgisch-ossetischen Konflikt 2008 und dann zu den Ereignissen in der Ukraine, erklärt Mrozek. - Vor dem Hintergrund sinkender offizieller Aufmerksamkeit wächst jedoch die Zahl der Menschen fernab von politischen Spielen, die Russland als Reisende besuchen und nicht nur in die Großstädte, sondern auch in die Provinzen reisen." Mrozek bekam mehrmals Besuch von Motorradfahrern aus Deutschland.
Ich empfehle beiliegenden Nachruf eines ehemaligen Mrozek-Kollegen, Karsten Packeiser, und eine kurze Reportage über Gisbert im russischen Fernsehen.