Mehrheitsaktionär des „Sachlin-2“-Projekts zu dem neben der LNG-Fabrik, zwei Verschiffungs-Terminals für Gas und Öl, eine 800 Kilometer lange Pipeline und zwei Bohrinseln vor der Nord-Ost-Küste von Sachalin gehören, ist zu 51 Prozent Gazprom. Außerdem an dem Projekt beteiligt ist der niederländische Shell-Konzern sowie die japanischen Unternehmen Mitsui und Mitsubishi. Der russische Präsident Medwedew stellte bereits neue Aufträge in Aussicht. Der Kreml-Chef erklärte, man verhandele jetzt mit Shell, Mitsui und Mitsubishi über den Bau einer weiteren LNG-Fabrik. Sie soll Gas von der nordrussischen Halbinsel Jamal verarbeiten. Der Anteil von Flüssiggas am Weltenergie-Markt verzeichnet erhebliche Steigerungsraten.
Das Bauprojekt „Salachin-2“, welches 1999 gestartet wurde, ist gigantisch. An dem Bau der LNG-Fabrik waren 10.000 Arbeiter, darunter eine großer Teil hoch bezahlte Spezialisten aus westlichen Ländern, beteiligt. Die Baukosten für das Gesamtprojekt verdoppelten sich über die Jahre von zehn auf 22 Milliarden Dollar.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) war zunächst an dem Projekt beteiligt. Die Bank, die einen Kredit von 116 Millionen Dollar gegeben hatte, schied jedoch 2007, als Gazprom Mehrheitsaktionär wurde, aus dem Projekt aus.
Seit Produktionsbeginn kommt die Fabrik nun mit 2.400 festen Mitarbeitern aus. Auch die Verschiffung erfordert wenig Personal. Die Flüssig-Gas-Tanker, welche das Gas über das Japanische Meer bugsieren, haben nur 25 Mann Besatzung.
Die Gasverflüssigungsfabrik funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank. Dem Gas wird Wärme entzogen. Es wird auf Minus 162 Grad Celsius abgekühlt, wobei es sich verflüssigt und an Volumen verliert. Nach der Verschiffung wird es dann vom Empfänger wieder in seine ursprüngliche Form umgewandelt.Tausend Flüsse überquert
Die Ökologen haben von Anfang an vor dem Riesen-Projekt gewarnt. Ein Problem ist die seismische Situation auf der Insel. Es kommt häufig zu kleinen Beben, manchmal auch zu großen, wie im August 2007, als in dem Ort Newel an der West-Küste von Sachalin zahlreiche Häuser zerstört wurden und eine Felsplatte aus dem Meer auftauchte. Shell-Manager Bert Christoffels spürte das Beben auch an seinem Arbeitsplatz in der Gebietshauptstadt Juschno-Sachalinsk. „Ich fühlte, dass alles vibrierte.“ Doch die Probleme ließen sich meistern. Die Aufbauten der Bohrplattformen im Meer ruhten auf einer Vorrichtung, die Erdstöße ausgleichen könne. Und die Rohre der Pipeline seien unterirdisch in einem speziellen Sand-Bett gelagert, so dass sich die Rohre bei Erdstößen bewegen können.
Dmitri Lisitsyn, der Chef der „Ökologischen Wache Sachalin“, kritisiert das Projekt. Bei der Verlegung der Pipeline habe man über tausend Flüsse überqueren müssen, berichtet der Umweltschützer. Dabei seien viele Fehler gemacht worden. Die Laichplätze der Lachse in den Flüssen seien durch das Aufwühlen des Flussbettes gefährdet. Zudem sei nicht ausgeschlossen, dass es bei der Pipeline zu Leckagen kommt, denn 100 Kilometer der Energieader laufen durch bergiges Gelände und dort gäbe es häufig Erdverschiebungen und Schlammlawinen.
Warnendes Beispiel ist für den Umweltschützer das staatliche Öl-Unternehmen Rosneft, das schon seit 80 Jahren Öl auf Sachalin fördert und sich nicht um die Umwelt kümmerte. 1995 kam es bei Stadt Neftegorsk im Norden von Sachalin zu einem schrecklichen Erdbeben. 2.000 der insgesamt 3.000 Einwohner starben. „Die Pipelines von Rosneft hatten damals 200 Lecks,“ so der Ökologe. Für die Insel war es eine Tragödie. Die Stadt Neftegorsk wurde nicht wieder aufgebaut.
Was die Umwelt betrifft, habe man sich nichts vorzuwerfen, meint Shell-Manager Christoffels. Die Öl- und Gas-Pipeline habe man extra 20 Kilometer weiter südlich verlegt, um das Futtergebiet der westpazifischen Grauwale zu schützen.
Ulrich Heyden
veröffentlicht in: Eurasisches Magazin
Teilen in sozialen Netzwerken
Sarah Wagenknecht - bisher mein Hoffnungsschimmer - meinte in einer deutschen Fernseh-Talk-Show mit Markus Lanz (ZDF), Putin sei "ein Verbrecher". Doch das Einzige, was Menschen im Donbass ihm vorwerfen, ist, dass er russische Truppen zu spät geschickt hat. Nachzulesen in meinem Buch: "Der längste Krieg in Europa seit 1945. Augenzeugenberichte aus dem Donbass", Tredition, Hamburg, 2022, 340 Seiten. Liebe Sarah, bitte guck noch mal in mein Buch, bevor Du zur nächsten Talk-Show eilst.