12. September 2009

Opel made in Russia noch mit Fragezeichen

Noch glauben die Russen nicht, dass aus dem Opel-Kauf wirklich etwas wird.

Die Verhandlungen seien "ganz und gar nicht" einfach gewesen, erklärte der Chef der russischen Sberbank, German Gref, der zusammen mit Magna-Chef Siegried Wolf und dem Mehrheitsaktionär der russischen Auto-Fabrik GAZ, Oleg Deripaska, mit General Motors (GM) verhandelt hatte. Allein die Vereinbarung über die Verkaufsabsicht der GM-Werke in Europa und Russland habe schon über 1000 Seiten, erklärte der Bankier. Von einer endgültigen Entscheidung von General Motors zugunsten des Opel-Käufer-Konsortiums Magna/Sberbank könne man noch nicht sprechen, so Gref.

Die Moskauer Zeitungen reagierten ziemlich zurückhaltend auf die Nachricht über die Verkaufsabsicht der Opel-Werke. War das Hin und Her in den letzten Monaten zu groß gewesen, oder glauben die Russen nicht, dass es wirklich klappt? "Wozu braucht Russland dieses ganze Durcheinander?" fragt rhetorisch das Massenblatt Komsomolskaja Prawda und schiebt die Antwort auch gleich hinterher. "Indem wir Opel kaufen, bekommen wir moderne Auto-Technologie."

Die Hoffnung auf moderne Autos, ist für Russland ein Grund, für den sich langes Warten lohnt. Seit einigen Jahren schon produzieren ausländische Hersteller in Russland. Doch selbst diesen im Land produzierten ausländischen Modellen trauen die Russen nicht völlig, wie dem "echten Import". Man fürchtet den bekannten russischen Schlendrian an den Montagebändern. Nachschrauben ist für jeden Lada-Käufer ein Muss. So war die Nachfrage nach Autos aus Japan und Westeuropa bis zur Finanzkrise auf ungeahnte Höhen geklettert. Dann brach der russische Automarkt, weltweit einer der wichtigsten Wachstumsmärkte, um 60 Prozent ein.

Die beiden großen russischen Autowerke, Gorkowski Awtomobilni Sawod (GAZ) und Avtovaz haben es trotz üppiger staatlicher Hilfen bisher nicht geschafft, sich gegen die ausländische Konkurrenz zu behaupten. Die beiden Werke sitzen auf riesigen Halden unverkaufter Autos. Im Lada-Werk mit seinen 100.000 Mitarbeitern standen wochenlang die Bänder still. Von 40.000 GAZ-Mitarbeitern wurden seit der Finanzkrise mehr als 10.000 entlassen. Das Autowerk GAZ, welches dem Oligarchen Oleg Deripaska gehört, hat über eine Milliarde Euro Schulden. Doch nun soll es Nutznießer des Opel-Kaufs werden. Das Unternehmen ist selbst an dem Kauf nicht finanziell beteiligt, ist aber von Magna und Sberbank als "industrieller Partner" eingeplant.

Schon im Juni erklärten GAZ-Vertreter, man könne jährlich bis zu 180.000 Opel vom Band laufen lassen. Doch so richtig scheint niemand an diese Erklärungen zu glauben, denn noch ist unklar, ob Russland wirklich in den Besitz der begehrten Opel-Technologie kommt.

"Kleine Zeitung" (Graz)

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