Putin allein in der Wildnis
Diesmal hat Putin sich in der sibirischen Wildnis nicht als Macho mit nackter Brust und Flinte umgetan, sondern als einfühlsamer Vogelschützer. Der Kreml-Chef hatte sich eine weiße Flieger-Kombination angezogen und sich zwischen die Gestänge eines weißen Leichtfluggerätes auf den Pilotensitz gezwängt.
Souverän drehte er dann über einer Wiese in der westsibirischen Jamal-Region seine Runden. Der Zweck der Übung: Vogelschützer hatten sechs künstlich aufgezogene sibirische Kraniche an den abgelegenen Ort gebracht. Putin sollte sie nun mit seinem weißen Fluggerät in die Luft locken und ihnen den Weg zum Winterquartier im Süden weisen.
Der erste Flug war ein Testflug. Beim zweiten Flug folgten dem Präsidenten nur ein Jungtier, beim dritten Flug dann fünf Tiere. Die Jung-Kraniche hielten Putin im weißen Fluggerät für ihr Leittier.
Putins PR-Aktion als Vogelschützer spornte die russische Internet-Gemeinde zu Höchstleistungen an. „Offenbar hat Wolodja nichts zu tun im Land. Ihm ist langweilig“, frotzelte der Internet-User „credo_n“. „erivler4“ postete eine Foto-Montage, auf der Putin mit nacktem Oberkörper wie ein Reiter auf einer fliegenden Wildgans sitzt (siehe Foto). „kuk_i“ meinte, „bald wird er wahrscheinlich das Ei eines Dinosauriers ausbrüten“.
Wenn Putin nicht gerade in der Luft ist, betreibt er die Sicherung der russischen Macht. Moskau blickt dabei zunehmend nach Osten: Putin hat für Russland eine starke Führungsrolle im aufstrebenden asiatisch-pazifischen Raum beansprucht. Die Energiegroßmacht strebe in der boomenden Region deutlich mehr Einfluss an, sagte er bei einem Treffen des Wirtschaftsforums Apec auf einer Insel vor der russischen Pazifikstadt Wladiwostok. Vize-Regierungschef Igor Schuwalow sagte: „Die Apec kann in spätestens zehn Jahren die EU als Russlands größten Handelspartner ablösen. “
Im Entwurf einer Abschlusserklärung bringen die 21 Apec-Mitglieder ihre Sorge über die Eurokrise zum Ausdruck, die auch eine Wachstumsbremse sei für den asiatisch-pazifischen Raum. Der Kremlchef erwartet heute rund 20 Präsidenten wie den chinesischen Staatschef Hu Jintao und weitere Spitzenpolitiker wie US-Außenministerin Hillary Clinton zu Gesprächen. Im Mittelpunkt stehen dabei der Freihandel, die Energiepolitik und der Syrienkrieg.
veröffentlich in: Südkurier