18. October 2007

Tote bei Aufstand in russischem Jugendgefängnis

Menschenrechtler beklagen die unhaltbaren Zustände im Strafvollzug als nationales Problem.

Es war eine Nacht des Grauens. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch von jugendlichen Häftlingen im Jugendgefängnis Kirowgrad im Ural ist in der Strafkolonie ein Aufstand ausgebrochen. Bei den Unruhen starben drei Menschen, darunter ein Wächter. Sechs Aufseher und zwölf Jugendliche wurden verletzt. Sie mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Eine Erste-Hilfe-Sanitäterin berichtete gegenüber dem Fernsehkanal ORT, dass sie zahlreiche Jugendliche mit Schusswunden behandelt habe.

An den Unruhen beteiligten sich 300 der 463 Häftlinge, so der Leiter der Gefängnisverwaltung des Gebiets Swerdlowsk, Anatoli Polujatkow. Die Jugendlichen steckten mehrere Gebäude in Brand, Feuerwehrfahrzeuge wurde mit Steinen beworfen. Dann rückten gepanzerte Fahrzeuge der Omon-Sonderpolizei an. Die Polizisten zerstreuten die Aufständischen in mehrere Gruppen. Jugendliche mit kahlgeschorenen Köpfen und Gefängnisaufseher wurden von Erste-Hilfe-Sanitätern medizinisch versorgt.

Bereits im August letzten Jahres hatte es in der Jugendstrafanstalt einen Aufstand gegeben. Danach musste der Leiter der Kolonie seinen Posten räumen.

Zwei Jugendliche auf der Flucht

Nach offizieller Darstellung hatten diesmal Beamte Warnschüsse gegen die Flüchtenden abgegeben. Daraufhin hätten sieben Jugendliche versucht, den Wächtern die Waffen zu entwenden. In dieser Situation hätten die Aufseher erneut geschossen. 20 Jugendlichen sei die Flucht zunächst gelungen. Bis auf zwei seien aber alle wieder eingefangen worden.

Menschenrechtler beklagen indes unhaltbare Zustände in den Haftanstalten. Der Leiter der Organisation „Für Menschenrechte“, Lew Ponomarjow, erklärte, die Situation in den russischen Gefängnissen verschlechtere sich immer mehr. Das sei schon ein „nationales Problem“. Aus den Strafkolonien kämen „Gewalt, Intoleranz und Brutalität“. In den 90er Jahren hätten Menschenrechtler und Journalisten Zugang zu den Kolonien gehabt. Sie hätten Probleme aufdecken und Protestaktionen verhindern können. Dies aber sei heute nicht mehr möglich.

"Sächsische Zeitung"

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