Tote und Trümmer nach Anschlag
Selbstmordattentäterin zündet Bombe in Russland. Mindestens 15 Menschen kommen ums Leben. Islamistischer Untergrund gilt als Verantwortlicher.
Der Feuerschein einer Stichflamme tauchte das Bahnhofgebäude von Wolgograd für Sekunden in rot-gelbes Licht. So ist es auf dem Video einer Überwachungskamera zu sehen, die direkt gegenüber dem Bahnhof der südrussischen Stadt installiert ist. Am Sonntag um 12.45 Uhr zündete eine Selbstmordattentäterin am Eingang zum Bahnhof eine Bombe, die ein Feld der Verwüstung hinterließ. Im Bahnhofsgebäude lagen Trümmer, Glassplitter, Gepäck und Leichen. 15 Menschen wurden getötet und 40 zum teil schwer verletzt. Eine Polizistin, die im Bahnhof Aufsicht führte, berichtete, es habe eine gewaltige Explosion gegeben. Sie habe etlichen Verletzten geholfen, zu den herbeigeeilten Ärzten zu kommen.
Bei der Selbstmordattentäterin soll es sich nach Angaben der Ermittler um Oksana Arslanowa aus der russischen Teilrepublik Dagestan handeln. Ihr Mann wurde bei einer Spezialoperation der Sicherheitskräfte gegen den islamistischen Untergrund getötet.
Bereits am 21. Oktober hatte eine Selbstmordattentäterin in Wolgograd einen Sprengstoffanschlag gegen einen Autobus verübt. Der Ehemann der Attentäterin, ein Russe, der sich dem islamistischen Untergrund in der russischen Teilrepublik Dagestan angeschlossen hatte und nach dem Selbstmordanschlag in Wolgograd bei einer Spezialoperation in Dagestan getötet wurde, soll die Bombe für den Anschlag in Wolgograd selbst vorbereitet haben, teilten die russischen Ermittler mit.
Die Terroristin und ihre Hintermänner haben sich für den Anschlag eine Zeit ausgesucht, in der ganz Russland sich auf einen der wichtigsten Feiertage, das Neujahrsfest, vorbereitet, Geschenke kauft und auf dem Weg zu Verwandten und Familien ist. Die Stadt Wolgograd selbst ist ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in Südrussland.
Die Bombe, die nach Angaben der Ermittler zehn Kilogramm Sprengstoff hatte und mit Metallteilen verstärkt war, hatte die Attentäterin direkt hinter dem Eingang zum Bahnhof aber noch vor den Metalldetektoren gezündet, mit denen das Gepäck der Passagiere vor dem Betreten des Bahnhofgebäudes kontrolliert wird. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete an, alle Anstrengungen zu unternehmen um die Täter zu finden. Außerdem sollten Schwerverletzte in Moskauer Krankenhäuser gebracht werden.
Nach Angaben der Ermittler trat kurz vor der Explosion ein Polizist auf die Selbstmordattentäterin zu, weil er die Frau für verdächtig hielt. Offenbar hatte die Selbstmordattentäterin, von der bisher nur der Kopf gefunden wurde, eine Kontrolle befürchtet und die Bombe eher gezündet als geplant. Nach Angaben der Ermittler könnte sie es auf den Zug aus Moskau abgesehen haben, der eine Viertel-Stunde später im Bahnhof einlaufen sollte.
Die Kraft der Explosion war gewaltig. Die 100-Kilogramm-schweren Türen des Bahnhofs wurden aus der Verankerung gerissen. Alle Fenster in der Bahnhofsfassade wurden zerstört. Die Bilder, welche der russische Fernsehkanal NTW zeigte, waren schockierend. Auf den Treppen und dem Vorplatz vor dem Bahnhofsgebäude lagen Trümmer und Leichen. Der staatliche Pervi-Fernsehkanal änderte aus Anlass des Bombenanschlags sein Programm.
veröffentlicht in: Südkurier