Andenken an einen ungewöhnlichen Russland-Freund
Am Sonntag starb im Alter von 60 Jahren ein sehr lieber Mensch, Stefan Semken. Er hat sich mit vielfältigen Projekten für deutsch-russische Verständigung und Austausch eingesetzt.
Stefan kam aus Bremen, lebte aber seit 17 Jahren die Hälfte des Jahres mit seiner Frau Olga Semken, 3.900 Kilometer weiter östlich im Ural.
In dem Dorf Bingi bei Jekaterinburg realisierte er seinen Traum. Er lebte in einem schönen alten Holzhaus, umgeben von Bildern russischer Avantgarde-Künstler, schrieb berührende Geschichten, wie er mit seinen Enten im Dorf-Flüßchen schwamm und setzte sich für soziale Dinge in seiner neuen Heimat ein.
Für alte Menschen organisierte er Hörgeräte aus Deutschland. Er brachte junge deutsche Musiker in den Ural und junge russische Musiker nach Deutschland. Letztes Jahr organisierte er eine Reise deutscher Clowns in russische Kinderheime.
In seinem Dorf Bingi, besuchten ihn Menschen aus der ganzen Welt, die wissen wollten, wie man in der russischen Provinz lebt. Neben seinem Holzhaus hatte er Jurten für Gäste aufgestellt.
In diesen Wochen wollte Stefan eigentlich in seinem VW-Bus durch Russland reisen. Der Grund der Reise: Aus Anlass des 75. Jahrestages des Kriegsendes, wollte er von Deutschen gespendete Kränze mit Schleifen an russische Soldatengräber legen. Es sollte eine große Tour durch viele russische Regionen werden.
Es brachte Spaß sich mit Stefan auszutauschen. Er hatte viele Ideen und einen weiten Horizont. 2018 traf ich ihn während der Fußballweltmeisterschaft in Moskau und machte ein kleines Video mit ihm in der Hauptrolle.
Anfang Juli wurde bei Stefan Darmkrebs festgestellt. Am Mittwoch verabschieden sich seine Freunde in Jekaterinburg von ihm. Stefan wird in Deutschland beerdigt. Meine Gedanken sind in diesen Tagen bei ihm und seinen Angehörigen.