30. November 2009

Auch ein Problem für Deutschland

Ulrich Heyden kommentiert den Anschlag auf die Bahn in Russland

In Panik verfallen die Russen nach dem Bombenanschlag auf den Schnellzug Moskau–St.Petersburg nicht gleich. Seit dem Tschetschenien-Krieg hat man sich an Bombenanschläge von kaukasischen Terroristen gewöhnt.

Woran Russlands Bürger indessen immer mehr zweifeln, das ist die Arbeit der Polizei. Die ist kaum noch in der Lage, die Sicherheit zu gewährleisten. Russische Polizisten, die ein Monatsgehalt von etwa 350 Euro beziehen, beschweren sich neuerdings sogar im Internet via Youtube über Korruption, zu der sie von ihren Vorgesetzten gezwungen werden.

Der Anschlag gegen den Newski-Express zeigt zudem eines mit Deutlichkeit: Die inneren Probleme Russlands – Stichworte: Tschetschenien, Korruption, Rechtsradikalismus – gehen auch Deutschland etwas an. Denn unsere beiden Länder sind schon jetzt eng miteinander verbunden. Ab dem 18. Dezember sollte der von der Firma Siemens gelieferte ICE „Sapsan“ – zu deutsch „Wanderfalke“ – auf der Strecke zwischen Moskau und St.Petersburg seinen Betrieb aufnehmen. Doch passen solche empfindlichen Technologie-Projekte in die russische Realität? Zweifel sind da angebracht.

Trotz Putins Versprechungen, den Nordkaukasus zu befrieden, köchelt in Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan seit Jahren ein Bürgerkrieg auf kleiner Flamme. Erst im August hatte ein Selbstmordattentäter im inguschetischen Nasran das Polizeihauptquartier der nordkaukasischen Stadt in die Luft gesprengt. Dmitri Medwedjew müsste Russlands innere Probleme viel entschiedener angehen als sein Vorgänger.

"Sächsische Zeitung"

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