27. April 2012

Bombe steckte im Abfalleimer

Explosionen erschüttern Stadt Dnjepropetrowsk. Verantwortliche suchen noch nach Ursachen

Kiew – Es war ein Schock für die Industriestadt Dnjepropetrowsk. Bei schönstem Frühlingswetter explodierten im Stadtzentrum zehn Bomben. Die Sprengsätze explodierten an einer Straßenbahnhaltestelle
vor einer Hochschule, vor einem Theater und am Rande eines Parks.

In der Stadt herrschte Panik. Als der Bahnhof wegen einer Bombenwarnung geräumt wurde, entstand großes Gedränge. Wer wissen wollte, wie es den Angehörigen geht, hatte Schwierigkeiten, mit dem Handy durchzukommen. Die Mobilfunknetze waren überlastet.

Die erste Explosion ereignete sich an einer Straßenbahnhaltestelle. DieBombe war, wie auch in mehreren weiteren Fällen, in einem öffentlichen Abfalleimer deponiert worden. Fünf Menschen wurden verletzt. Vierzig Minutenspäter kam es zur zweiten Explosion in der Nähe des Kinos „Panorama“. Sieben Menschen wurden verletzt. Die Verletzungen entstanden vor allem durch Glassplitter und Betonteile, die von den Gehwegen absplitterten. Metallteile waren in den Bomben nichtenthalten. Beobachter meinen, dass mit den Bomben vor allem Panik in derBevölkerung ausgelöst werden sollte. Die Explosionen zerstörten nicht nur die Fenster der vorbeifahrenden Straßenbahnen und Wohnungsfenster. Eine Bombe riss ein Loch in eine Autotür.

Verletzte wurden von Helfern verbunden oder auf Tragen zu den Krankenwagentransportiert. Der ukrainische Justizminister AleksandrLawrinowitsch erklärte nach einer Kabinettssitzung, es gäbe nach denukrainischen Gesetzen keinen Grund, im Land den Notstand auszurufen.Nach den Ursachen wird noch immer gesucht. Der in Dnjepropetrowsk lebende Journalist Juri Raichel hatte eine Erklärung parat: Die Bombenanschlägegingen auf einen Streit zwischen den Geschäftskreisen der zwei großen ostukrainischen Städte Donezk und Dnjepropetrowsk zurück, vermutet er. Die Geschäftskreise dieser beiden Städte kämpften um die Kontrolle der Wirtschaft im Land.

Dnjepropetrowsk ist eine Industriestadt mit einer Million Einwohner. Die Oppositionspolitikerin JuliaTimoschenko stammt aus Dnjepropetrowsk. Donezk ist die Heimat vonPräsident Viktor Janukowitsch.

veröffentlicht in: Südkurier

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