Tschetschenien und Donbass - "gute" und "böse" Separatisten
Foto: Freiwilliger Kämpfer des Bataillons Schachtjorsk in einer Feldküche an der Frontlinie der "Volksrepublik Donezk", Ulrich Heyden
Die Stadt Grosny im Nordkaukasus mit jungen, schlecht ausgerüsteten russischen Wehrpflichtigen von tschetschenischen Separatisten zurückzuerobern, das war 1994 die Strategie des vom Westen unterstützten und als "Reformer" und "Demokraten" gelobten russischen Präsidenten Boris Jelzin.
Unter Wladimir Putin wurde Tschetschenien - wo ab 1998 nicht mehr Separatisten sondern islamistische Radikale das Heft in der Hand hielten - im Jahr 2000 mit besser ausgerüsteten Kräften dann tatsächlich zurückerobert.
Ich war immer gegen diesen Krieg und glaube auch heute noch, man hätte 1994 andere Methoden finden können, damit es garnicht zu einem Krieg kommt. Aber die russische Regierung hatte Anfang der 1990er Jahre bekanntlich Berater aus den USA. Und für die war der Krieg in Tschetschenien zweifellos nützlich. So konnte man von der räuberischen Privatisierung in Russland zugunsten einiger Neureicher ablenken und gleichzeitig Russland wegen dem Tschetschenien-Krieg vor der ganzen Welt an den Pranger stellen.
In der Ukraine läuft es jetzt ähnlich. Präsident Petro Poroschenko lenkte mit seiner "Anti-Terror-Operation" im Donbass von dem Verarmungsprogramm in der Ukraine ab, welches die US-Regierung und der IWF der Ukraine verordnet haben. Russland steht wieder am Pranger, diesmal wegen seiner Unterstützung für die "Volksrepubliken". Aber es gibt einen gravierenden Unterschied. Die Regierung in Kiew wird wegen der Beschießung von Wohnhäusern in den "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk im Westen nicht kritisiert.
Meine Reportagen aus Tschetschenien wurden von deutschen Medien, wie der "Sächsischen Zeitung" und dem "Rheinischen Merkur", in den 2000er Jahren immer gerne genommen. Und heute? Deutsche Medien schicken keine Korrespondenten mehr in die international nicht anerkannten "Volksrepubliken". Die Menschen in Deutschland erhalten keine Berichte aus dem Donbass.
Der russische Tschetschenien-Reporter Andrej Babizki, damals vom "Spiegel" und anderen deutschen Medien als mutiger russischer Reporter hochgelobt, lebt und arbeitet heute als Journalist in Donezk. Doch kein westliches Medium interessiert sich mehr für ihn. Die komplette Informationsarbeit aus Lugansk und Donezk leisten in Deutschland alternative Medien.
Was lernt man daraus? Separatisten sind "gut", wenn sie gegen Moskau sind. Wenn sie für Moskau sind, schweigt man sie tot oder dämonisiert sie.
Ulrich Heyden