Das Blutbad in Kirgistan war geplant
ULRICH HEYDEN BISCHKEK (SN). Nach dem Ausbruch der Unruhen im Süden Kirgistans ist die internationale Hilfe für die Zehntausenden Flüchtlinge in der Region in Zentralasien angelaufen. Im usbekischen Andischan landete am Mittwoch ein Flugzeug mit 800 Zelten des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR. UNO-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres sprach von einer „Tragödie“ und rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.
Im Zuge der Gewalt zwischen Kirgisen und Angehörigen der usbekischstämmigen Minderheit waren in den vergangenen Tagen aus Kirgistan mehr als 75.000 Menschen in das benachbarte Usbekistan geflüchtet. Weitere 200.000 Menschen sind laut UNHCR innerhalb Kirgistans auf der Flucht.
Offenbar liefen die Pogrome in Kirgistan nach einem vorher bestimmten Plan, der vorsah, die latenten Spannungen zwischen Usbeken und Kirgisen im Süden von Kirgistan durch gezielte Provokationen anzuheizen und eine Gewaltspirale auszulösen. Am Donnerstag voriger Woche machte in der südkirgisischen Stadt Osch das Gerücht die Runde, im Wohnheim der Uni von Osch seien kirgisische Studentinnen von Usbeken vergewaltigt und getötet worden.
Die Zentralasien-Expertin von Human Rights Watch, Andrea Berg, erklärte im SN-Gespräch, dass dann Waffen an Straßenbanden ausgegeben worden seien, woraufhin die Übergriffe gegen usbekische Wohnviertel stattgefunden hätten. Berg berichtet, westliche Ausländer in Osch hätten auch gesehen, dass von der kirgisischen Armee Waffen an die kirgisischen Straßenbanden ausgehändigt worden seien.
Dass die Pogrome im Süden von Kirgistan vom Clan des früheren Präsidenten Bakijew inszeniert worden sind, um die provisorische Regierung in Bischkek zu schwächen, belegen Berichte in der Moskauer Zeitung „Wremja Nowostej“. Danach wurden in der tadschikischen Diaspora in Moskau seit April Söldner für einen Einsatz in Kirgistan angeworben. Es seien Kopfprämien von 1000 Dollar gezahlt worden.
"Salzburger Nachrichten"