15. February 2011

Das süße Leben der Zöllner von Wladiwostok

Von Ulrich Heyden, SZ-Korrespondent in Moskau

Eine halbnackte Dame räkelt sich in einem Berg von Zolldeklarationen. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Video-Hit im russischen Internet.


Ein Video über die lustigen Feiern der Zöllner von Wladiwostok, sorgt im russischen Internet für Furore. Zu dem groovigen Hip-Hop-Song der russischen Pop-Gruppe Band’Eros, singen die Zöllner und Zöllnerinnen – mal in ihren grünen Uniformen, mal in phantasievollen Pop-Kostümen: „Das kann sich Columbia Pictures nicht vorstellen, wie die Leute beim Zoll glühen.“

Aber man ahnt es. Auch beim Zoll in Wladiwostok ist der Alltag nicht nur grau. Während eine Zöllnerin zwischen den Büro-Tischen die Hüften kreisen lässt, köpfen ihre Kollegen eine Champagner-Flasche und applaudieren. In einer anderen Szene räkelt sich eine halbnackte Schönheit mit sichtlichem Genuss in einem Berg von Zolldeklarationen. Die Szene wurde in einem der teuersten Hotels der Stadt aufgenommen. Schließlich fahren die Zöllner und Zöllnerinnen in einem quietschblauen Hummer durch die Stadt. Hauptdarsteller des Videos sind mindestens zehn Zöllner, wie eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft ergab.

Prall gefüllte Geldkoffer

Unter anderen tritt auch der Chef der Zollstation im Hafen von Wladiwostok auf. Grinsend zieht sich der Ober-Zöllner sein Jagdmesser über die Bartstoppeln und deutet damit an, dass es keinen Sinn hat, sich mit einen Zöllner anzulegen. Wie die örtliche Staatsanwaltschaft mitteilte, würden die Mitarbeiter des Zolls zu Gesprächen vorgeladen. Mit Disziplinarstrafen und auch mit Kündigungen sei zu rechnen.

Inzwischen ist ein zweiter privater Viedo-Clip der Zöllner von Wladiwostok im Internet aufgetaucht. In dem aus alten amerikanischen Gangster-Filmen montierten Video sieht man, wie Mafiosi die Zoll-Prozedur für die Einfuhr japanischer Autos mit prall gefüllten Geldkoffern beschleunigen.

Im Internet

www.youtube.com

Video über die Feiern der russischen Zöllner von Wladiwostok

veröffentlicht in: Sächsische Zeitung

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