9. November 2024

Drei sowjetische Truppenparaden am 7. November 1941 – warum?

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Wenn sich Großmächte militärisch gegenüberstehen und die diplomatischen Beziehungen auf Null sind, dann beginnt die Zeit der gegenseitigen Stärke-Demonstrationen. Wir erleben jetzt wie Russland und die USA ballistische Raketen zu Testflügen losschicken.

Im Zweiten Weltkrieg versprach sich die sowjetische Führung von großen Truppenparaden am 7. November 1941 – dem Jahrestag der Oktoberrevolution - eine ähnliche Wirkung. Von den Paraden in Moskau und Woronesch zogen die Truppen direkt an die Front. Die Wehrmacht stand damals nur 23 Kilometer nordwestlich vor dem Moskauer Stadtteil Chimki.

Der traditionellen Militärparade am 7. November kam im Winter 1941, angesichts der Erfolge der deutschen Wehrmacht aus Sicht der Sowjet-Führung, eine wichtige politisch-psychologische Bedeutung zu.

Für den Fall, dass der Feind der Hauptstadt am 7. November schon zu nahekommen sollte, und die Parade in Moskau nicht durchführbar gewesen wäre, organisierte das staatliche Verteidigungskomitee fast zeitgleich zwei weitere Militärparaden, eine in Kuibyschew (heute Samara) an der Wolga, wo für Stalin fünf Bunker gebaut worden waren, und eine Parade in der südwestlich von Moskau gelegenen Stadt Woronesch.

Am 15. Oktober 1941 waren die ausländischen Botschaften in Moskau vom staatlichen Verteidigungskomitee zur Evakuierung nach Kuibyschew aufgefordert worden. Die dortige Parade mit 25.000 Soldaten und Flugzeugen beobachteten 22 Botschafter ausländischer Staaten.

Unter den Beobachtern in Kuibyschew waren auch Diplomaten aus Japan und der Türkei. Diese beiden Staaten zogen zu der damaligen Zeit in Erwägung, auf Seiten Hitler-Deutschlands in den Krieg einzutreten. Von der Abhaltung der Parade erhoffte sich die sowjetische Führung nicht nur eine Stärkung des Kampfwillens der eigenen Soldaten. Man hoffte auch die Vertreter ausländischer Staaten beeindrucken.

An der Parade in Moskau nahmen 28.000 Soldaten teil. Stalin, für den die Evakuierung einen Tag nach der Parade in Erwägung gezogen wurde, hielt eine Rede. „Genossen Rotarmisten und Rotflottisten, Kommandeure und Politinstrukteure, Partisanen und Partisaninnen!“

Der Sowjet-Führer erklärte man stehe „im mutigen Kampf“ wie schon Fürst Dmitri Poscharski, unter dessen Führung 1611/12 polnisch-litauische Okkupanten aus Russland vertrieben wurden. Er erinnerte an Aleksandr Suworow, der 1798 zusammen mit Österreich erfolgreich gegen Frankreich kämpfte und Michail Kutusow, dessen Truppen 1812 Napoleons Soldaten aus Russland vertrieben.

Und heute? Der Brand des Krieges lodert bereits in den grenznahen russischen Gebieten Kursk, Woronesch, Brjansk, Belgorod und Rostow am Don. Aber Russland ist nicht alleine. Es gibt China und das BRICS-Staatenbündnis und es gibt die Hoffnung, dass Trump, dem Putin gestern auf dem Waldai-Forum gratulierte, den Krieg in der Ukraine beendet.

Ulrich Heyden, 09.11.24

 

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