10. May 2025

Ein Sieg, der keiner sein darf (Manova)

forden/Shutterstock.com
Foto: forden/Shutterstock.com

Samstag, 10. Mai 2025, 14:00 Uhr
~6 Minuten Lesezeit

Die Feier zum 80. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland in Moskau löste in westlichen Medien kritische Reaktionen aus.

Die deutschen Mainstream-Medien reagierten auf die Militärparade (1) zum 80. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland auf dem Roten Platz in Moskau in der üblichen herablassend- krittelnden Manier. Kein guter Stil für ein Land, von dem zwei Kriege gegen Russland ausgingen. Während deutsche Medien krittelten war der ukrainische Präsident Selenski in die Vollen gegangen. Er hatte am 30. April gedroht, die Militärparade in Moskau mit Drohnen und Raketen anzugreifen. Dass Kiew dann doch keine Raketen schickte, hatte offenbar damit zu tun, dass das chinesische Staatsoberhaupt Xi Jinping am Roten Platz auf der Tribüne saß und Kiews westliche Unterstützer von einem Raketenschlag abgeraten hatten.

von Ulrich Heyden

Am 9. Mai 2025 saßen 27 ausländische Staatsführer auf der Tribüne am Roten Platz und beobachteten die Militärparade, unter ihnen auch die vom Westen umworbenen Staatsführer von China und Brasilien. Für die großen deutschen Medien war das offenbar ein Graus, fordert Berlin doch jetzt „Solidarität mit der Ukraine„ und nicht „Kuscheln mit Putin„.

Wenn Russland am 9. Mai seine alljährliche Parade zum Sieg über Hitler-Deutschland abhält, dann löst das bei westlichen Korrespondenten und Kommentatoren immer gehässige Reflexe aus.

In den Chefredaktionen denkt man offenbar: ´Was?, die Russen machen wieder ihre große Parade? Das werden wir natürlich klein machen. Wir haben selbst keine Parade weil wir uns nicht selbst befreit haben, wie die Russen, Ukrainer, Weißrussen, Kasachen, Georgier, Italiener und Griechen. Und wir können auch keine kampferprobte Sturmtruppen übers Pflaster marschieren, noch können wir Atomraketen auffahren lassen. Uns bleibt nur die Propaganda. Doch auf dem Gebiet sind wir richtig gut. Die meisten Bürger glauben uns. Wir werben mit Stabilität. Deutschland und die EU sind die Einzigen die noch die westlichen Werte hochhalten.

Aber wie kann man „den Kriegsverbrecher„ (Bild) im Kreml demaskieren? Das geht so:

  • Was in Moskau stattfand war nichts anderes als „Putins Machtshow zum Gedenktag„ (ZDF) (2)

  • Die Moskauer Parade hielt nicht was sie verspricht. „Der Russen-Diktator„ zeigte 60 Minuten Soldaten doch nur „zehn Minuten„ Waffen (Bild) (3)

  • Ausländische Gäste wurden vom Staatsfernsehen missbraucht und „wie Trophäen präsentiert„ (FAZ) (4)

  • Putin stellt Hitler-Deutschland und „das ukrainische Volk und seine demokratisch gewählte Regierung„ auf eine Stufe (Bild).

Unsere Argumente überzeugen sie nicht? Dann gehen sie doch nach drüben, äh, nach Russland.

Aus Siegern macht der deutsche Mainstream „Ordensbehängte„

Für deutsche Mainstream-Kommentatoren ist nicht nur der 9. Mai ein Ärgernis, sondern auch die russischen Kriegsveteranen, die Zeitzeugen des Sieges. Wladimir Putin schüttelte ihnen auf der Tribüne am Roten Platz persönlich die Hände.

Russische Kriegsveteranen werden in großen deutschen Zeitungen als „ordensbehängte Veteranen„ bezeichnet, ähnlich Puppen, die man zu einem besonderen Anlass aus dem Schrank holt. Dass in fast jeder russischen und ukrainischen Familie in diesen Tagen einem Angehörigen gedacht wird, der gegen Hitler-Deutschland gekämpft hat, interessiert die deutschen Chefredakteure nicht. Die meisten von ihnen waren noch nie in Russland. Die russische Geschichte interessiert sie nicht.

Wer waren die Veteranen neben Putin und Xi Jinping?

Die beiden Veteranen, die auf der Tribüne direkt neben Putin und Xi Jinping saßen, wurden in den großen deutschen Medien nicht vorgestellt. Dabei handelte es sich um äußerst interessante Menschen.

Auf der rechten Seite von Putin und Xi Jinping saß Jewgeni Snamenski. Er wird im August 100 Jahre alt. Im „Großen Vaterländischen Krieg„ war er Infanterist und Artillerist. Er nahm an den Kämpfen in Deutschland teil. Im Reichstag hat er an einer Wand seine Unterschrift hinterlassen. Später arbeitete er in einer Schule, wo er ein Kino-Studio einrichtete.

Auf der linken Seite von Putin und Xi Jinping saß der Kriegsveteran Iwan Martynuschkin. Er ist 102 Jahre alt. Im Zweiten Weltkrieg war er Kommandeur eines Schützenregiments. Im Januar 1945 war er beteiligt an der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Martynuschkin ist Träger verschiedener russischer sowie eines polnischen Ordens.

Großer Feiertag in Deutschland nicht erwünscht

Die deutsche Presse könnte auf ihr Gekläffe gegen Putin und Russland verzichten, wenn Deutschland am 8. Mai selbst etwas Beeindruckendes vorweisen könnte, etwa einen gesetzlichen Feiertag zum „Tag der Befreiung„ in allen Bundesländern.

Aber das kommt nicht in Frage, denn bei so einem großen Feiertag würde unweigerlich die führende Rolle der Sowjetunion bei der Befreiung vom Hitler-Faschismus ins Gespräch kommen.

Und eben das braucht die Bundesregierung nicht, denn sie will Kiew gegen Russland mit Taurus-Lenkwaffen ausrüsten und Russland besiegen, wie die Vorväter.

Das verspielte Ansehen Deutschlands

Es ist lange her, dass Deutschland international Eindruck machte. Die Fußballweltmeisterschaft in Rio de Janeiro liegt lange zurück. Seit 2021 wurde Deutschlands Renommee von einer Außenministerin zerrüttet, die meinte, Deutschland sei mit Russland „im Krieg„. Dass diese Dame auf ausländischen Flughäfen schon mal vergeblich auf eine Empfangsdelegation warten musste, war da kein Wunder.

Seit dem Machtantritt des rechtspopulistischen Donald Trump sieht Deutschland sich weltweit als Fackelträger von Demokratie und Menschenrechten. Regierungsnahe NGO´s organisierten Demonstrationen gegen die AfD, die den offiziellen Stempel „gesichert rechtsextrem„ trägt.

Doch faktisch waren die Anti-Rechts-Demonstrationen ein Ablenkungsmanöver von der Kriegsgefahr, für die der Westen mit seiner Nato-Ostausdehnung, den Waffenlieferungen an die Ukraine und der staatlich geförderten Russophobie die Hauptverantwortung trägt.

Die Bundesrepublik hätte international Eindruck machen können, wenn sie die von den USA und Israel geführten Kriege laut und deutlich kritisiert hätte. Doch dazu ist Deutschland, als von den USA politisch und wirtschaftlich abhängiges Land, nicht in der Lage.

Fico und Vučić auf Umwegen nach Moskau

Die am 30. April von Wolodymir Selenski ausgesprochene Drohung, man werde militärische Maßnahmen gegen die Militärparade ergreifen, hatte die ausländischen Gäste der Militärparade in Moskau nicht abgeschreckt.

Die baltischen Staaten hatten dem Ministerpräsidenten der Slowakei, Robert Fico, und dem Präsidenten Serbiens, Aleksandar Vučić, das Überflugrecht verweigert. Beide mussten deshalb mit dem Flugzeug einen Umweg über die Türkei nehmen.

Auch Reisegruppen aus Deutschland hatten sich auf den Weg nach Moskau gemacht. Eine Reisegruppe aus Ostdeutschland, zu der auch der bekannte Sänger Tino Eisbrenner gehörte, wollte am 9. Mai unbedingt in Moskau sein.

Friedensaufruf von Abgeordneten des Europäischen Parlaments

Angereist waren auch die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Michael von der Schulenburg und Ruth Firmenich. (5) Beide sind Mitglieder des Bündnis Sarah Wagenknecht. Sie gehörten zu einer Gruppe von Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die sich in Moskau an einer Veranstaltung zur Notwendigkeit von Diplomatie in Europa und einem Pressegespräch teilnahmen. Am 9. Mai veröffentlichten Schulenburg und Firmenich einen „Friedensaufruf“ (6) in dem es heißt:

„Heute untergräbt die neue deutsche Regierung aktiv die Friedensbemühungen des amerikanischen Präsidenten. Wenn der designierte deutsche Außenminister erklärt, Russland werde immer unser Feind sein, und bedauert, dass die Taurus-Marschflugkörper nicht vor Mai zum Angriff auf Moskau eingesetzt werden können, fühlt man sich in den Zweiten Weltkrieg zurückversetzt. Diese deutsche Haltung wird uns dem Frieden sicherlich nicht näherbringen.” (7)

Selenski machte seine Ankündigung nicht wahr

Zum Schutz vor Drohnenangriffen waren in Moskau Handy- und Internet-Verbindungen am 9. Mai zeitweise eingeschränkt oder auch ganz abgeschaltet worden, offenbar eine Vorsichtsmaßnahme gegen die Fernzündung von Sprengsätzen.

Kiew hatte in den Tagen vor dem 9. Mai seine Drohnenangriffe auf Russland intensiviert.

In der Nacht vom 6 auf den 7. Mai waren nach offiziellen Angaben 500 ukrainische Drohnen in den Luftraum rund um Moskau eingedrungen. Die russische Luftabwehr hatte viel zu tun. In der russischen Hauptstadt richtete keine Drohne Schaden an, wohl aber im Moskauer Umland.

Der russische Politologe Sergej Markow vermutet (8), dass die Führer der USA, Englands und Frankreichs, auf Kiew Druck ausgeübt haben, den Kreml nicht zu einer harten Reaktion zu provozieren. Andere russische Politologen meinten, die Anwesenheit von Xi Jinping auf dem Roten Platz sei der wesentliche Grund gewesen, warum Kiew die Militärparade nicht mit Drohnen oder Raketen angegriffen hat.

Resümee: Der 80. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland wurde in Russland würdig begangen. Und auch in Deutschland gab es eine Reihe von Veranstaltungen, die Mut machten, wie das Konzert vor dem sowjetischen Denkmal in Berlin-Tiergarten am 3. Mai.


 

Quellen und Anmerkungen:

(1) http://www.kremlin.ru/events/president/news/76879
(2) https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/putin-roter-platz-machtshow-siegestag-80-jahre-video-100.html
(3) https://www.bild.de/politik/inland/wenig-waffen-wenig-gaeste-putins-kleine-protz-und-prunk-show-681dc51a0592585716091e87
(4) https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine/russlands-parade-zum-9-mai-an-der-seite-von-putins-kriegern-110466427.html
(5) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/wagenknecht-vertraute-reist-zum-tag-des-sieges-nach-moskau-a-ff610e09-72ec-4a70-8a04-3ef4d7d602f2
(6) https://globalfactchecking.com/appeal-for-peace-from-the-tomb-of-the-unknown-soldier-on-red-square/
(7) https://globalfactchecking.com/appeal-for-peace-from-the-tomb-of-the-unknown-soldier-on-red-square/
(8) https://www.mk.ru/politics/2025/05/09/zelenskiy-klyalsya-sorvat-parad-pobedy-chto-poshlo-ne-po-ego-scenariyu.html?ysclid=mah3k4lz26538015205

 

veröffentlicht in: Manova

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