24. April 2007

Kreml zeigt Gates kalte Schulter

Raketenschild Moskau bleibt skeptisch

Mit einem Verhandlungsangebot versuchen die USA Moskau von seinem «Njet» zur geplanten Raketenabwehr in Polen und Tschechien abzubringen. Gestern traf US-Verteidigungsminis- ter Robert Gates in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow zusammen und überbrachte ihnen einen neuen amerikanischen Vorschlag, weil Russland an der geplanten Raketenabwehr beteiligt werden soll.

Während Gates anschliessend von einem «sehr guten» Treffen sprach, war Russlands Verteidigungsminister Serdjukow von der amerikanischen Initiative offenbar wenig begeistert. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz las er vom Blatt die russische Position ab. Die Haltung Moskaus zum geplanten Abwehrsystem sei unverändert ablehnend. «Das System einer strategischen Raketenabwehr ist ein ernster destabilisierender Faktor, der einen erheblichen Einfluss auf die regionale und globale Sicherheit haben kann.» Robert Gates erklärte im Gegenzug, die geplante Raketenabwehr in Europa stelle keine Gefahr für Russland dar. Die Raketenabwehr in Polen und Tschechien richte sich aus- schliesslich gegen «potenzielle Aggressoren» im Nahen Osten und in Asien. Gates erklärte, die USA und Russland könnten gemeinsam wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiet der Raketenabwehr durchführen. Auch könnte man sein Wissen über geplante Raketenstarts an Russland weitergeben.

Gespräche werden fortgesetzt

Der stellvertretende russische Aussenminister Sergei Kis- ljak, der an dem Treffen zwischen Gates und Putin teilgenommen hatte, erklärte, die Gespräche über die geplante Raketenabwehr in Europa würden «auf Spezialistenebene» fortgesetzt. Man hoffe, dass diese Gespräche «mehr Klarheit» brächten.

Der Kreml-nahe Politologe Wjatscheslaw Nikonow meinte, eine Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten sei für Russland nur interessant, wenn die USA Russland nicht nur an der in Europa geplanten Raketenabwehr beteiligen, sondern an dem gesamten globalen US-Abwehrsystem. Mit der jetzigen Verhandlungsinitiative versuche Washington vor allem Widerstand in Europa gegen die Raketenabwehr aufzuweichen.

Aargauer Zeitung

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