18. October 2010
Medwedjews Mann für Moskau
Von Ulrich Heyden, SZ-Korrespondent Moskau
Der neue Bürgermeister wohnt erst seit fünf Jahren in der Stadt. Er steht vor einem Berg von Problemen.
Die Moskauer werden sich umstellen müssen. Nach dem charismatischen Juri Luschkow soll die zwölf-Millionen-Stadt nach dem Willen von Präsident Dmitri Medwedjew nun von einem Beamten aus Sibirien, dem Technokraten Sergej Sobjanin, geleitet werden. Medwedjews Kandidat für das Amt des Bürgermeisters wurde im ölreichen Gebiet Tjumen geboren.
Er wohnt erst seit fünf Jahren in Moskau. Wenn das Moskauer Stadtparlament den Technokraten als Bürgermeister bestätigt, was als eine reine Formsache gilt, wird Sobjanin seine jetzigen Posten als Vizepremier und Leiter der Regierungsverwaltung aufgeben. Die Tatsache, dass der 52-Jährige nicht aus Moskau kommt, macht ihn aus Sicht des Kreml zum geeigneten Mann.
Kreml-Kritiker wie der Politologe Stanislaw Belkowski meinen jedoch, Sobjanin sei aus seiner Zeit als Gouverneur im ölreichen Tjumen-Gebiet mit dem Oligarchen Roman Abramowitsch verbunden. Von daher werde der Einfluss von Abramowitsch in Moskau steigen. Viele Experten sind der Meinung, dass es zu Spannungen kommen könnte, wenn sich der neue Bürgermeister daran macht, den Einfluss der Moskauer Wirtschafts-Clans zu beschneiden. Dass Medwedjew den erfahrenen Administrator nicht unmittelbar nach der Absetzung von Luschkow Ende September zum neuen Bürgermeister ernannte, hat wohl damit zu tun, dass Sobjanin sich gesträubt haben soll, das neue Amt zu übernehmen. Denn die Aufgaben sind riesengroß. Präsident Dmitri Medwedjew erklärte während eines Treffens mit Sobjanin am Freitag, Moskau mache „eine stürmische Entwicklung“ durch. Es gäbe große Probleme wie zum Beispiel die Überbevölkerung. Damit ist die große Zahl der Schwarzarbeiter aus dem Kaukasus und Zentralasien gemeint. Weitere drängende Probleme sind aus Sicht von Medwedjew die Verkehrsstaus und die Korruption. Laut Medwedjew dürfe Moskau „keine Sonderstellung“ unter den russischen Regionen einnehmen. Damit spielte der Präsident auf den entlassenen Bürgermeister Juri Luschkow an, der die Stadt 18 Jahre lang regierte und sich gegenüber dem Kreml immer eigenwillig zeigte.
Am 21. Juni 1958 im sibirischen Gebiet Tjumen geboren, arbeitete Sobjanin zunächst als Schlosser und später Werkmeister in einem Rohrwalzwerk am Ural. Nachdem der promovierte Jurist mehrere Jahre Parlamentspräsident im Autonomen Bezirk der Chanten und Mansen in Nordsibirien war, wurde er 2001 schließlich Gouverneur seines Heimatgebiets Tjumen. (mit dpa)
"Sächsische Zeitung"
Der neue Bürgermeister wohnt erst seit fünf Jahren in der Stadt. Er steht vor einem Berg von Problemen.
Die Moskauer werden sich umstellen müssen. Nach dem charismatischen Juri Luschkow soll die zwölf-Millionen-Stadt nach dem Willen von Präsident Dmitri Medwedjew nun von einem Beamten aus Sibirien, dem Technokraten Sergej Sobjanin, geleitet werden. Medwedjews Kandidat für das Amt des Bürgermeisters wurde im ölreichen Gebiet Tjumen geboren.
Er wohnt erst seit fünf Jahren in Moskau. Wenn das Moskauer Stadtparlament den Technokraten als Bürgermeister bestätigt, was als eine reine Formsache gilt, wird Sobjanin seine jetzigen Posten als Vizepremier und Leiter der Regierungsverwaltung aufgeben. Die Tatsache, dass der 52-Jährige nicht aus Moskau kommt, macht ihn aus Sicht des Kreml zum geeigneten Mann.
Kreml-Kritiker wie der Politologe Stanislaw Belkowski meinen jedoch, Sobjanin sei aus seiner Zeit als Gouverneur im ölreichen Tjumen-Gebiet mit dem Oligarchen Roman Abramowitsch verbunden. Von daher werde der Einfluss von Abramowitsch in Moskau steigen. Viele Experten sind der Meinung, dass es zu Spannungen kommen könnte, wenn sich der neue Bürgermeister daran macht, den Einfluss der Moskauer Wirtschafts-Clans zu beschneiden. Dass Medwedjew den erfahrenen Administrator nicht unmittelbar nach der Absetzung von Luschkow Ende September zum neuen Bürgermeister ernannte, hat wohl damit zu tun, dass Sobjanin sich gesträubt haben soll, das neue Amt zu übernehmen. Denn die Aufgaben sind riesengroß. Präsident Dmitri Medwedjew erklärte während eines Treffens mit Sobjanin am Freitag, Moskau mache „eine stürmische Entwicklung“ durch. Es gäbe große Probleme wie zum Beispiel die Überbevölkerung. Damit ist die große Zahl der Schwarzarbeiter aus dem Kaukasus und Zentralasien gemeint. Weitere drängende Probleme sind aus Sicht von Medwedjew die Verkehrsstaus und die Korruption. Laut Medwedjew dürfe Moskau „keine Sonderstellung“ unter den russischen Regionen einnehmen. Damit spielte der Präsident auf den entlassenen Bürgermeister Juri Luschkow an, der die Stadt 18 Jahre lang regierte und sich gegenüber dem Kreml immer eigenwillig zeigte.
Am 21. Juni 1958 im sibirischen Gebiet Tjumen geboren, arbeitete Sobjanin zunächst als Schlosser und später Werkmeister in einem Rohrwalzwerk am Ural. Nachdem der promovierte Jurist mehrere Jahre Parlamentspräsident im Autonomen Bezirk der Chanten und Mansen in Nordsibirien war, wurde er 2001 schließlich Gouverneur seines Heimatgebiets Tjumen. (mit dpa)
"Sächsische Zeitung"
Im Brennpunkt