Nun endlich ist es so weit. Am 9. Mai 2019, wenn ganz Russland und ganz Weißrussland den 74. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland feiern, startet die Nato ein Großmanöver, bei dem ein russischer Angriff simuliert und die Befehlsstrukturen der westlichen Militärallianz durchgetestet werden.
Mit den russischen Feiern am 9. Mai hatten die deutschen Medien immer schon ihre Probleme. Jedes Jahr gab es abfällige Kommentare über "Putins gigantische Waffenschau" auf dem Roten Platz und geheuchelte Berichte über die vielen russischen Kriegsveteranen, "die in Armut leben".
Was nicht alles gegen die russischen Feiern vorgebracht wurde: Russland wolle nur davon ablenken, dass der Zweite Weltkrieg 1939 mit der Besetzung von Polen durch Deutschland und die Sowjetunion begann. Osteuropa sei 1945 nicht befreit worden, sondern "wieder unter eine Diktatur geraten". Und so weiter, und so fort.
Als dann am 4. Mai 2014 nach dem Krieg Geborene im sibirischen Tomsk die Bewegung "Unsterbliches Regiment" ins Leben riefen, die schnell im ganzen Land populär wurde, stieg der Verdruß bei den großen deutschen Medien. Wollen denn die Feiern am 9. Mai in Russland gar kein Ende nehmen?
Die Idee des "Unsterblichen Regiments" war, dass die Bürger am "Siegestag" mit großen Fotos ihrer Angehörigen, die gegen die Hitler-Wehrmacht gekämpft haben, durch die Städte ziehen.
Doch die deutschen Medien wussten es wieder besser. Natürlich sei das keine Bewegung von Unten sondern alles sei "von Oben" organisiert. Neunmalkluge deutsche Linke meinten, die Aufzüge des "Unsterblichen Regiments" seien "militaristisch".
Soviel ist sicher: Die Russen werden auch an diesem 9. Mai mit Stolz und Freude feiern. Dass Sowjetsoldaten in den Entscheidungsschlachten vor Moskau, Stalingrad und Kursk, die Wende im Zweiten Weltkrieg erkämpft und den faschistischen Vorstoß gestoppt haben, kann auch eine Nato-Übung nicht vergessen machen.
Ulrich Heyden, veröffentlicht in "der Freitag"-Community
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Die Geschichte des Zweiten Weltkrieges rückt in den deutschen Medien und der Politik immer mehr in den Hintergrund. Die Geschichte dieses Krieges, der für Deutschland mit einer bedingungslosen Kapitulation endete, scheint bei den Plänen der Bundesregierung zu stören, Deutschland „kriegstüchtig“ zu machen und in einem Maße aufzurüsten, wie es das seit Bestehen der Bundesrepublik nicht gegeben hat. Geschichte lässt sich jedoch nicht einfach abschütteln. Am 8. Mai 2025 werden Russen, Ukrainer und andere ehemalige Völker der Sowjetunion, aber auch Deutsche, die noch ihren eigenen Kopf gebrauchen, der Befreiung vom Hitler-Faschismus gedenken. Warum ist es heute so schwierig, über die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg zu sprechen? Darüber sprach Ulrich Heyden (Moskau) mit dem Bundestagsabgeordneten des BSW, Andrej Hunko. 
Dieses Buch eines Reporters, der in den Jahren 2014 bis 2022 als Korrespondent für deutschsprachige Medien im Kriegsgebiet Donbass unterwegs war, sollte lesen, wer verstehen will, welche Hindernisse überwunden werden müssen, damit in der Ukraine Frieden herrscht, "In den Interviews, die Heyden mit Bewohnern der beiden Volksrepubliken gemacht hat, wird vor allem eine Frage überdeutlich: Wieso weigern sich die demokratischen Staaten, den Mehrheitswillen der lokalen Bevölkerung zu akzeptieren? Wieso nehmen sie diesen Weg für eine friedliche Lösung nicht an?" Katrin McClean, Schriftstellerin.