22. October 2009

Offene Fragen

Am Montag beginnt im schwer bewachten Dresdner Landgericht der Mordprozess gegen den
28-jährigen Russlanddeutschen Alexej W., der im gleichen Gebäude im Juli die Ägypterin Marwa El-Sherbini niedergestochen hatte.

PERM. Der Fall Marwa El-Sherbini sorgte international für Schlagzeilen. Viele Menschen waren betroffen. In Dresden gab es eine Trauerkundgebung, aber auch Kritik. Vom Wegsehen und einer latent ausländerfeindlichen Stimmung war da die Rede.

In Ägypten gab es Proteste, denn Marwa El-Sherbini war nicht irgendwer. Die 31-jährige stammte aus einer angesehenen Familie. Jahrelang hatte sie in der ägyptischen Handballnationalmannschaft der Frauen gespielt.

Seit 2008 wohnte Marwa mit ihrem Mann Elwi Okaz und ihrem Sohn in Dresden. Ihr Mann, ein Gen-Forscher, arbeitete am Max-Planck-Institut.

Das Drama beginnt im August 2008 auf einem Spielplatz in Dresden-Johannstadt. Alexej W. sitzt auf einer Schaukel. Marwa el-Sherbini bittet den Russlanddeutschen, die Schaukel für ihr Kind frei zu machen. Daraufhin beschimpft Alexej W. die Ägypterin als "Islamistin", "Terroristin" und "Schlampe". Mehrere Russlanddeutsche, welche die Szene beobachten, versuchen Alexej W. zu bremsen, doch ohne Erfolg. Die Ägypterin ruft die Polizei und zeigt den 28-Jährigen an.

Im November 2008 verurteilt das Amtsgericht Dresden Alexej W. zu 780 Euro Geldstrafe. Am 1. Juli 2009 kommt es vor dem Landgericht Dresden zu einem Berufungsprozess. Als Marwa El-Sherbini gerade ihre Aussage beendet hat, zieht Alexej W. aus seinem Rucksack ein Küchenmesser und sticht 16-mal auf Marwa ein. Elwi Okaz, der 32-jährige Ehemann, wird durch Messerstiche schwer verletzt. Der dreijährige Sohn der Opfer sieht die Tat mit an.

Was den Russlanddeutschen, der 2003 mit seiner Mutter und seiner Schwester aus der russischen Provinzstadt Perm nach Dresden übergesiedelt war, zu der Tat trieb, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Hatte Alexej W. Kontakt zu rechtsradikalen Organisationen? Stand er unter Einfluss der NPD, die sich seit einiger Zeit verstärkt auch um Russlanddeutsche bemüht? Nach der Tat soll Alexej W. im Gericht ausländerfeindliche Parolen gebrüllt haben. Die Staatsanwaltschaft sieht als sein Motiv einen "ausgeprägten Hass auf Nichteuropäer und Moslems". Fühlte sich Alexej W. als Einwanderer in Deutschland ausgegrenzt? War er, wie Nachbarn berichten, jähzornig? In einer Berufsschule in Dresden soll er bei einem Streit einmal ein Klappmesser gezogen haben.

Mehr dazu lesen Sie in der Thüringer Allgemeine.

"Thüringer Allgemeine"

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