Putin im Liebesrausch?
Eine Moskauer Zeitung behauptet, der Präsident habe eine Freundin. Die Beweise allerdings sind eher schwach.
Das war mal was im drögen Moskauer Politik-Betrieb. Am Sonnabend, vier Tage vor der Wahl Putins zum Vorsitzenden der Partei Einiges Russland, berichtete das Boulevardblatt „Moskowski Korrespondent“, Wladimir Putin (55) habe sich im Februar von seiner Frau Ljudmilla geschieden und wolle am 15. Juni vor den Toren von St. Petersburg im Konstantin-Palast neu heiraten. Die Auserwählte ist angeblich die 24-jährige Sportgymnastin, Alina Kabajewa, 2004 in Athen Olympiasiegerin und seit Dezember Duma-Abgeordnete für Putins Partei „Einiges Russland“.
Die Zeitung versuchte, mit Alina zu telefonieren, die aber reichte immer an ihre Sprecherin weiter: „Wenn sie keinen Widerruf veröffentlichten, gehen wir vor Gericht.“ Andere Zeitungen hielten sich zurück. Der Kreml wollte keinen Kommentar abgeben. Ist das Ganze also nur ein verspäteter Aprilscherz? Oder handelt es sich um eine politische Intrige, nach dem Motto, irgendwas bleibt immer hängen?
Das Volk glaubt dem Chef
Ein Mitbesitzer von „Moskowski Korrespondent“, der Kreml-Kritiker und Millionär Aleskandr Lebedew, ging inzwischen an die Öffentlichkeit. Er erklärte, er sei im Urlaub zum Angeln gewesen und habe von der Veröffentlichung erst am Mittwoch erfahren. Lebedew wollte nicht ausschließen, dass es sich bei dem Zeitungsbericht um eine „Ente“ handelt. Die Redaktion müsse jetzt entweder zeigen, dass der Bericht über die Heiratsabsichten wahr ist, oder sie müsse die eigene journalistische Unfähigkeit eingestehen. Dass um so eine „harmlose“ Geschichte aber so ein Rummel entstehe, das erinnere ihn „an das alte Ägypten“.
Auf den Straßen ist die Meinung eindeutig. Ein Verhältnis von Putin mit der jungen Sportlerin wäre ein Tabubruch, wie er vielleicht im Westen möglich ist, nicht aber in Russland. „So was würde er nie machen“, glaubt Nina, eine Rentnerin, über ihren Präsidenten. Pjotr, ein Bauarbeiter, hält die Geschichte für „aus den Fingern gesogen“. Putin sei „zu seriös für so was“.
„Moskowski Korrespondent“ befragte inzwischen auch den Vater von Alina, Marat Kabajew, zu dem Gerücht. Vater Kabajew arbeitet als Fußball-Trainer in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, ist also auch Sportler, wie Putin, ein Fakt, der nach Meinung des Blattes den Verdacht erhärtet. Hatte doch Alina in einer Fernseh-Show erklärt, sie suche einen Mann, der ihrem Vater ähnlich ist. Der Vater war von der Neuigkeit aus Moskau zunächst überrascht und merkte dann an, man müsse Alina „vorsichtig“ behandeln.
Alina selbst ist nicht nur schön und elegant, sie ist auch ziemlich selbstbewusst. Im Interview mit der „Rossiskaja Gaseta“ erklärte sie, dass sie mindestens zwei Kinder haben wolle und es sehr schön findet, wenn ein Mann sich um sie kümmert. Sie erklärte aber auch, dass sie „nicht von Männern abhängig sein will“. Ob Putin sich mit so viel Selbstbewusstsein anfreunden kann? Seine Ljudmilla hat ihm immerhin 25 Jahre treu den Rücken frei gehalten und zwei Töchter großgezogen.
Model in Männermagazinen
Die 1983 in Taschkent geborene Alina ist aus anderem Holz. Nach dem Sport will sie nun nach eigenem Bekunden Politikerin werden, erklärte die Frau, die angeblich Putins Herz erobert hat. Öffentlichkeitserfahrung hat sie zumindest: Im Fernsehen moderierte sie ein Sportprogramm. Die Illustrierte „Glamour“ wählte sie 2006 zur „Frau des Jahres“ und für die „Maxim“ zog sie sich aus.
So unterhaltsam dies alles klingt, so schwach ist die Beweislage. Der „Moskowski Korrespondent“ hatte sich in seinem Bericht auf Kreise berufen, „die dem St. Petersburger Establishment nahe stehen“. Genauer gesagt: Die Quelle ist der Freund vom Besitzer eines Party-Services, dessen Unternehmen sich angeblich um die Organisation der Hochzeitsfeier beworben hat. Die Firma dementierte mittlerweile. Es bleiben Fotos: Auf einem von ihnen schenkt Alina Putin einen koketten Blick. Mit so etwas sind die Russinnen nicht sparsam. Es wird aber nicht immer gleich geheiratet.
"Sächsische Zeitung"