2. September 2010

Putin-Video sorgt für Aufregung im Internet

Vier Tage lang fuhr Russlands Ministerpräsident Putin im Lada werbewirksam durch Sibirien. Jetzt gerät die Reise durch ein Video in ein schiefes Licht.

Das Internet wird zunehmend zur Falle für die einseitige Berichterstattung des staatlichen russischen Fernsehens. Seit Mittwoch gibt es im russischen Internet einen neuen Hit. Ein auf einer sibirischen Fernstraße aufgenommenes Video mit Wladimir Putin in der Hauptrolle schaffte es bei Youtube innerhalb von nur zwei Tagen auf 309.656 Clicks und 2063 Kommentare.

Es ist ein einfacher Streifen. Da hat jemand die Kamera hingehalten, als Putin in einem gelben „Lada Kalina“, gefolgt von etwa 40 Fahrzeugen der Regierungs-Eskorte, vorbeifuhr. Man sieht einen bewölkten Himmel und eine schnurgerade Fernstraße, die offenbar extra für Putin gesperrt wurde, denn es gibt keinen Gegenverkehr.

Doch was macht das zwei Minuten und 42 Sekunden lange Video mit dem Titel „Putin fährt Kalinas“ zum Hit? Zunächst sieht man eine Gruppe junger Männer, zum Teil in orangenen Hemden, die vor ihren Jeeps stehen. Nach Medienberichten handelte es sich um eine Gruppe von Auto-Liebhabern, aus welcher auch das Youtube-Video aufgenommen wurde. Dann schwenkt die Kamera zur Fernstraße und da sieht man schon den ersten Polizeiwagen, der die Spitze von Putins Autokolonne bildet. Der vierte Wagen in der Kolonne ist ein gelber „Lada Kalina Sport“. Darin sitzt offensichtliche Russlands Premier. Anerkennend hört man aus der Beobachter-Gruppe Jemanden rufen. „Oi, da fährt Wowka!“ Wowka ist ein Spitzname für Wladimir Putin. Es folgen weitere Polizeiautos, Krankenwagen und ein heller Campingbus. Dann sieht man plötzlich einen zweiten gelben Lada. „Das ist ein Ersatzwagen“, schreit einer der Männer. Doch als plötzlich noch einer dritter gelber Lada auf einem Autotransporter zu sehen ist, kippt die Stimmung in brüllendes Gelächter. Alles schreit durcheinander. In dem Lärm dröhnen nur noch die Worte: „Er ist kaputt gegangen.“

Seit Tagen schon gibt es im russischen Internet Meldungen, Putins gelber Lada Kalina habe auf der 2500 Kilometer langen Strecke, auf welcher der Premier selbst am Steuer saß, eine Panne gehabt, und Putin habe auf einen Ersatzwagen umstiegen müssen. Damit schien das Bild vieler Russen bestätigt, dass der Lada einfach nichts taugt und man lieber ausländische Autos kaufen soll. Doch Putins Pressesprecher Dmitri Peskow widersprach und erklärte, man habe die Panne beheben können. Überprüfen lässt sich das nicht. Peinlich wäre es auf jeden Fall gewesen, denn mit der Fahrt über die neue Fernstraße im russischen Fernen Osten wollte Putin beweisen, dass es auch in Russland gute Autos gebaut werden.

Die Debatten um das Video im Internet sind stürmisch. Internet-User beschweren sich über die Kosten von Putins PR-Aktionen, über Straßensperrungen für hohe Beamte und über die Korruption in Russland. Putin-Kritiker „Patrik72056“ bemerkt, man könne mit Putin vielleicht gut Bier trinken, „aber das Land steuern, kann er nicht.“

"Südkurier"

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