Quäl-Video schockt Russen
Moskau – „Küss den Fuß!“, „Küss den Boden!“ Immer wieder brüllt Difgat Chantimerow seine Befehle durch die Sporthalle. Einer Jugend-Basketball-Mannschaft wollte der Bezirksleiter in der russischen Teilrepublik Baschkirien mal so richtig zeigen, wie tief man Liegestütze machen muss.
Moskau – „Küss den Fuß!“, „Küss den Boden!“ Immer wieder brüllt Difgat Chantimerow seine Befehle durch die Sporthalle. Einer Jugend-Basketball-Mannschaft wollte der Bezirksleiter in der russischen Teilrepublik Baschkirien mal so richtig zeigen, wie tief man Liegestütze machen muss.
Reihenweise ließ er die jungen Sportler zu erniedrigenden Übungen antreten. Die Jugendlichen mussten ihm bei Liegestützen den rechten Fuß küssen. Der Bezirksleiter war anlässlich eines Sportwettkampfs gekommen. Der Trainer und die Eltern, welche die Quälerei mit ansahen, widersprachen nicht. Allerdings wurde das „Spezial-Training“ anonym aufgenommen und ins Internet gestellt.
Nun wurde der Beamte vom Präsidenten der Teilrepublik Baschkirien, Rutem Chamitow, entlassen. Er sei nach dem Sehen des Films in „der Seele getroffen“ gewesen, ließ der Präsident mitteilen. Die Bezirksleiter hätten die Aufgabe „Investitionen anzulocken“. „Feudale Unsitten“ aber müssten ausgerottet werden. Gegen den Bezirksleiter würde juristisch vorgegangen.
Am Freitag war Lilia Gumerowa, Baschkiriens Beauftragte für Kinderrechte in der Schule aufgetaucht. Die Kinder hätten ihr die Quälereien bestätigt, erklärte sie danach. Gumerowa berichtete auch, dass der in die Schusslinie geratene Beamte sich ihr gegenüber gerechtfertigt habe, er sei selbst in dieser Weise trainiert worden. Der Beamte hatte erfolglos versucht, herauszufinden, wer das Video ins Internet gestellt hatte. Als er nicht fündig wurde, begann er, die 4500 Bewohner seines Bezirks zu ärgern. Er ordnete an, alle Baumaßnahmen für die Verlegung von Glasfaser-Kabeln für das Internet zu stoppen. Dass er nun gehen muss, ist ein weiterer Erfolg der russischen Zivilgesellschaft. Gerade für kleine Städte spielt das Internet als Lautsprecher, um sich Gehör zu verschaffen, eine wichtige Rolle.
Der Vorfall in Baschkirien passt in den Modernisierungskurs von Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew, der das Internet oft als wichtigen Bestandteil einer modernen Gesellschaft bezeichnet hat. Das Video mit den Quälereien steht schon seit Mai im Internet. Doch erst nachdem bekannte Internet-Portale das Thema aufgegriffen haben, wurde es zum russland-weiten Skandal.
"Südkurier"