12. April 2010

Russland trauert mit

Die Beziehungen zwischen Russland und Polen hatten sich gerade verbessert. Der Kreml versucht, einen Rückschlag zu verhindern.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin legte freundschaftlich seinen Arm um den trauernden Kollegen Donald Tusk, der an der Unglücksstelle zum stillen Gedenken niederkniete. „Wir beten mit den Polen“, sagte Putin später vor den Fernsehkameras.

Auch der russische Präsident Dmitri Medwedew wandte sich in einer Video-Botschaft an das polnische Volk. Medwedew sprach sein tiefes Beileid aus und erklärte, das Unglück werde gründlich untersucht. Außerdem sagte Medwedew, Russland werde am Montag einen nationalen Trauertag abhalten.

Der Kreml bemüht sich deutlich, einer Verschlechterung der russisch-polnischen Beziehungen vorzubeugen. Wegen der Tragödie auf dem Flughafen bei Smolensk änderte der zentrale Fernsehkanal Rossija 1 sein Programm. Gezeigt wird der Film des polnischen Regisseurs Andrzej Wajda, „Katyn“. Der historische Spielfilm handelt von der Erschießung von 20 000 polnischen Offizieren im Frühjahr 1940. „Katyn“ war bisher nur im Spartenkanal Kultura gelaufen und hatte in russischen Kinos faktisch Aufführungsverbot. Viele Russen glauben bis heute an die alte sowjetische Version, die polnischen Offiziere seien von Hitlers Einsatzkommandos erschossen worden.

Der Tod führender polnischer Politiker und hoher Beamter auf russischem Boden kann international zu Spekulationen führen. Der Kreml tat deshalb alles, um Spekulationen vorzubeugen. Putin reiste an den Unglücksort und fand deutliche Worte des Beileids. Dass Kaczynski wegen seines harten, antirussischen Kurses in Russland alles andere als beliebt war, war im russischen Fernsehen nach dem Unglück kein Thema mehr. Viele Moskauer berührte die Tragödie um die Unglücksmaschine aus Warschau. Vor der polnischen Botschaft legten Moskauer Blumen nieder.

"Südkurier"

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