Strahlende Zukunft
von Ulrich Heyden
Russland, die Ukraine und Weißrussland planen den massiven Ausbau ihrer Atomindustrie. Alle drei Ländern sind besonders von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl betroffen.
Tausende Aufräumungsarbeiter starben an den Folgen der Strahlenkrankheit. Hunderttausende Menschen mussten von verseuchten Böden umgesiedelt werden. Bis heute sterben Menschen an Schilddrüsenkrebs und anderen Folge-Krankheiten der Katastrophe.
Die staatlichen Atombehörden tun inzwischen so, als habe es Tschernobyl nie gegeben. Mit dem Bau des ersten Atomkraftwerk in Weißrussland soll demnächst begonnen werden. Das AKW soll in der Region Grodno, nicht weit von der Grenze zu Litauen entstehen und eine Leistung von 2 000 Megawatt haben. Russland hatte Kredite zum Bau des Atomkraftwerkes angeboten.
In der Ukraine arbeiten zur Zeit vier Atomkraftwerke mit insgesamt 15 Reaktoren. Zurzeit bezieht die Ukraine etwa die Hälfte der Elektrizität aus Atomkraftwerken. 2006 gab es den Plan, bis 2030 neun weitere AKWs zu bauen. Wegen der Finanzkrise liegen diese Pläne jedoch auf Eis. Vor kurzem hat Präsident Viktor Janukowitsch jedoch den Bau der ersten ukrainischen Wiederaufbereitungs-Fabrik für Nuklearbrennstoff in Charkow bekannt gegeben. Auf dem Atom-Sektor will Kiew in Zukunft eng mit Moskau zusammenarbeiten. In Russland sind zurzeit zehn Atomkraftwerke mit insgesamt 31 Reaktoren in Betrieb. Wegen der Atom-Verunsicherung nach der Tschernobyl-Katastrophe und dem Wirtschaftschaos unter Präsident Boris Jelzin wurde in Russland zwischen 1993 und 2001 kein einziges neues AKW gebaut. Bis 2030 will die russische Atombehörde Rosatom 26 neue Reaktoren bauen. Neun Reaktoren sind zurzeit im Bau. Mit dem Bau eines Atomkraftwerkes im Gebiet Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, soll noch in diesem Jahr begonnen werden.
"Südkurier"