Vom Buchhalter zum Attentäter
(Ulrich Heyden). Moskau. Die Hinweise auf die Identität des Attentäters, der am 24. Januar im Ankunftsbereich des Moskauer Flughafens Domodedowo eine Bombe mit der Sprengkraft von sieben Kilogramm zündete, verdichten sich. Wie das Internetportal lifenews.ru berichtete, handelt es sich um den 20-jährigen Studenten Magomed Jewlojew aus dem nordkaukasischen Inguschetien.
Bei der Bombenexplosion waren 36 Menschen getötet und 180 verletzt worden.Von dem Attentäter fand man nur noch den Kopf und Teile der Hand. Ob der Jugendliche die Bombe selbst gezündet hat oder sie durch Fernzündung ausgelöst wurde, wurde im russischen Internet kontrovers diskutiert. Der Leiter des russischen Ermittlungskomitees, Wladimir Markin, bestätigte den Namen des Terroristen nicht, widersprach aber auch nicht.
Bereits am Sonnabend hatte Markin, erklärt, dass der Attentäter 20 Jahre alt war und aus dem Nordkaukasus kam. Am Mittwoch hatte Wladimir Putin dann im Gespräch mit Journalisten erklärt, "der Fall ist insgesamt aufgeklärt". Darauf gab es einen Rüffel vom russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. Dieser erklärte am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Direktor des russischen Inland-Geheimdienstes FSB, Aleksandr Bortnikow, es sei falsch, wenn "jemand vor Abschluss der Ermittlungen und der Vorbereitung der Anklage erklärt, das Verbrechen sei aufgeklärt". Man müsse "arbeiten und nicht Reklame machen." Nach Meinung von Beobachtern richtete sich die Kritik über das voreilige Verkünden von Erfolgen direkt gegen Wladimir Putin, mit dem sich Medwedew wohlmöglich bei den Präsidentschaftswahlen 2012 messen wird.
FSB-Chef Bortnikow hatten dem Präsidenten berichtet, dass ein Mitglied der nordkaukasischen Terror-Szene der Attentäter sei. In Körperteilen habe man eine hohe Konzentration von Drogen gefunden. Personen, die bei der Aufklärung des Terroraktes helfen könnten, seien festgenommen worden.
Der mutmaßliche Attentäter kommt aus einer Familie der Intelligenz. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Rentner. Jewlojew hatte eine Fachhochschule besucht und wollte Buchhalter werden. Nach drei Jahren verließ er jedoch die Schule, um als Fernstudent weiter zu lernen. Wegen mangelnder Leistungen wurde er dann jedoch aus der Fachhochschule entlassen. Anfang September 2010 verließ Jewlojew dann die elterliche Wohnung. Möglicherweise hat sich Jewlojew zu diesem Zeitpunkt bereits den islamistischen Untergrundkämpfern angeschlossen.
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veröffentlicht in: Nordkurier