Vom Maidan zur westlichen Kolonie (Nachdenkseiten)
22. Februar 2021 um 8:55Ein Artikel von Ulrich Heyden | Verantwortlicher: Redaktion
Vor sieben Jahren fand in der Ukraine ein von den USA vorangetriebener und finanzierter Staatsstreich statt. Die ukrainischen Oligarchen sind weiter an der Macht und zur Arbeit fahren die Ukrainer jetzt nach Polen und Deutschland. Von Ulrich Heyden, Moskau.
Am 21. Februar 2014 – auf dem Maidan in Kiew waren gerade erst 100 Menschen mutmaßlich durch Kugeln georgischer und ukrainischer Scharfschützen gestorben – unterschrieb der damalige deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Kiew zusammen mit seinem polnischen Amtskollegen, dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und Vertretern der Maidan-Opposition ein Kompromiss-Papier: Es sah Präsidentschaftswahlen bis Dezember 2014 vor. Doch der rechtsradikal-nationalistische Flügel des Maidan erkannte den Kompromiss nicht an und drohte Janukowitsch mit Gewalt, worauf dieser am Abend des 21. Februar 2014 in die ostukrainische Stadt Charkow flüchtete.
Durch die Flucht von Janukowitsch waren die ukrainischen Sicherheitsstrukturen desorientiert. Die bewaffneten Gruppen der ukrainischen Nationalisten übernahmen faktisch die Macht in Kiew.
Am 23. Februar 2014 wurde vom ukrainischen Parlament der Nationalist Olexander Turtschinow zum geschäftsführenden Präsidenten der Ukraine gewählt, obwohl sich Viktor Janukowitsch zu diesem Zeitpunkt noch auf damaligem ukrainischem Territorium, genauer gesagt auf der Krim, befand.
Frank-Walter Steinmeier hat damals nicht die Einhaltung des gerade erst erreichten Kompromisses gefordert. Soviel wert ist also die Unterschrift eines deutschen Diplomaten, der nach der US-amerikanischen Pfeife tanzt.
Die Nutznießer des Staatsstreichs in Kiew sind westliche Konzerne, die nun über Mittelsmänner ukrainische Schwarzerde-Äcker kaufen können, ukrainische Oligarchen, deren Macht jetzt den Segen der EU hat und nationalistische Emporkömmlinge, die als Beamte und Minister alles dafür tun, dass das Andenken an einen sozialen Staat, wie er zur Zeit der Sowjetunion existierte, vernichtet wird. Das letzte Lenin-Denkmal wurde gerade erst gestürzt, das letzte sowjetische Mosaik mit Kosmonauten und Kindern von Häuserwänden gekratzt.
Fabriken machten zu, denn die Märkte in Russland brachen weg. Die Löhne reichen nicht, um zu leben. Die Wohnungsbetriebskosten steigen und steigen. Das ukrainische Gesundheitssystem wurde durch US-Berater komplett zerrüttet. Wer sich noch kräftig genug fühlt, fährt nach Polen, Italien oder Deutschland zur Arbeit. Die Unzufriedenheit der Ukrainer versuchen die Medien auf Russland zu lenken. Seit Januar darf im öffentlichen Raum nur noch Ukrainisch gesprochen werden.
Die Ukraine ist heute eine westliche Kolonie. Die deutschen Medien spielen mit. Sie schweigen darüber, dass die Opposition in der Ukraine unterdrückt und gerade erst drei oppositionelle ukrainische Fernsehkanäle abgeschaltet wurden.
Kein Wunder, dass die meisten Russen einen Maidan nicht wollen, ja vor ihm Angst haben. Wer will schon soziale Garantien verlieren, nur um danach vom Westen als “demokratisches Land” geadelt zu werden?
Anbei ein Auszug aus meinem 2015 bei PapyRossa erschienen Buch “Ein Krieg der Oligarchen. Das Tauziehen um die Ukraine“.
Alle meine Texte zur Ukraine findet man auf meiner Website.
veröffentlicht in: Nachdenkseiten