15. September 2008

88 Tote bei Flugzeugabsturz

In der Nacht auf Sonntag stürzte eine von Moskau kommende Boeing 737 der Fluggesellschaft Aeroflot-Nord mit 88 Menschen in einem unbewohnten Gebiet in der Nähe der Stadt Perm ab. Alle Insassen - darunter ein Deutscher - starben bei dem Absturz. Die Behörden schließen auch einen Terroranschlag nicht aus.

Moskau/Perm - Die Boeing befand sich bereits im Sinkflug auf 1100 Meter Höhe. Eine halbe Stunde vor dem Absturz brach der Funkkontakt zu den Fluglotsen in Perm ab. Nach Augenzeugenberichten brannte die Boeing bereits in der Luft. Die Maschine mit 67 Russen und 21 Ausländern an Bord stürzte in einem Winkel von 24 Grad auf eine Trasse der Transsibirischen Eisenbahn. Beim Aufschlag kam es zu einer gewaltigen Explosion. Gleisanlagen und Oberleitungen wurden zerstört. Die Piloten hatten offenbar versucht, das Flugzeug von bewohnten Gebieten wegzusteuern. Die Absturzstelle liegt weniger als 100 Meter von einem Wohngebiet entfernt.

Aeroflot im Zwielicht

Wie ein Vertreter der russischen Luftsicherheit mitteilte, bekam die Boing erst im Mai eine neue Fluglizenz. Ein Aeroflot-Sprecher teilte mit, dass das 15 Jahre alte Flugzeug, erst Anfang des Jahres vollständig durchgecheckt worden sei. Aeroflot-Generaldirektor Waleri Okoluw erklärte noch am Sonntag, man stelle die Zusammenarbeit mit dem Tochterunternehmen Aeroflot-Nord mit sofortiger Wirkung ein. "Aeroflot" habe für die Zurverfügung-Stellung seines Namens "teuer bezahlt". Damit ist vor allem der Image-Schaden gemeint. Die größte russische Fluggesellschaft hatte sich gerade erst mit einer Erneuerung des Flugparks von dem Pannen-Image der 90er Jahre befreit.

Aeroflot hat versprochen, den Angehörigen für jeden Toten zwei Millionen Rubel (55000 Euro) Entschädigung zu zahlen. Aeroflot-Direktor Okulow erklärte, die Staatsanwaltschaft untersuche alle möglichen Unglücksursachen. Am 43. Geburtstag von Präsident Dmitri Medwedew schließen die Behörden auch die Möglichkeit eines Terroranschlags nicht aus. Unter den Opfern der Katastrophe in Perm befindet sich auch der russische General Gennadi Troschew, der im Jahr 2000 die russischen Truppen im Tschetschenien-Krieg leitete. Troschew beriet den Kreml in der Kosakenfrage. Zudem waren auch hohe Funktionäre des Sambo-Sportverbandes an Bord. Der ehemalige Kremlchef Wladimir Putin ist ein erklärter Anhänger der russischen Kampfsportart Sambo. In den Trümmern starben außerdem auch sieben Kinder. Von Moskau aus startete eine Sondermaschine mit 60 Bergungskräften, Ermittlern und Psychologen, um zu dem Unglücksort zu gelangen und die Angehörigen der Opfer zu betreuen. Rund 300 Helfer waren im Einsatz.

Aeroflot ist die größte russische Fluglinie, die jährlich rund zehn Millionen Passagiere befördert. Laut der russischen Statistikbehörde kamen 2007 bei 23 Flugzeugunglücken in Russland 41 Menschen ums Leben. Am 24. August war eine 30 Jahre alte Boeing 737 in der Republik Kirgistan abgestürzt. 65 Menschen starben.

"Südkurier"

Teilen in sozialen Netzwerken
Bücher
Foto