10. March 2007
Ausgebrannte Ferienhäuser unter den Palmen Abchasiens
In der von Georgien abgespaltenen Provinz kommt die Entwicklung trotz russischer Hilfe nur sehr langsam voran.
Als in Abchasien am letzten Sonntag ein neues Parlament gewählt wurde, besuchte Sergej Bagapsch, Präsident der von Georgien abtrünnigen Provinz, gezielt Wahllokale im Gali-Bezirk, im Süden des Landes. Er wollte mit seiner Präsenz demonstrieren, dass die in dieser Region lebenden Georgier in Ruhe wählen können.
Georgische Organisationen hatten die insgesamt 130000 Wahlberechtigten zuvor zum Wahlboykott aufgerufen. Von den etwa 200000 Georgiern, die während des Bürgerkriegs 1992 aus Abchasien flüchteten, sind inzwischen 60000 wieder zurückgekehrt. Sie leben vorwiegend im Gali-Bezirk. In 17 der 35 Wahlkreise muss nächstes Wochenende neu gewählt werden, weil keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen bekam.
Wie zu erwarten, hatte es im Vorfeld der Wahl am Grenzfluss Ingur, im Süden Abchasiens, Spannungen gegeben. Abchasische Grenzposten verhafteten angebliche georgische „Provokateure“, auf georgischer Seite demonstrierten Jugendliche. Die abchasische Seite drohte gar mit Schusswaffeneinsatz, wenn die Demonstranten die Brücke über den Ingur überschreiten sollten. Das zeigt nur, wie verhärtet die Fronten nach wie vor sind.
Proteste aus Tiflis
Georgiens Präsident Michail Saakaschwili erklärte in markigen Worten, nicht nur die jungen Georgier würden sich niemals mit dem Verlust Abchasiens abfinden. Wahlen in der abgespaltenen Provinz seien so lange nicht legitim, bis nicht alle georgischen Flüchtlinge zurückgekehrt seien. Und die in Abchasien stationierte russische Friedenstruppe will Saakaschwili möglichst schnell durch eine EU-Streitmacht ersetzen. Das allerdings ist nicht so einfach. Denn zuvor müsste Georgien, das in die Nato strebt, aus der GUS austreten, auf deren Beschluss hin die russischen Truppen dort stationiert wurden.
Sergej Bagapsch hingegen befand, die Wahl habe gezeigt, dass Abchasien ein normaler demokratischer Staat sei. Schließlich gebe es sogar eine Opposition. Tatsächlich hatten sich kurz vor der Wahl 29Kandidaten zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Sie kritisieren, dass der Präsident seine administrativen Rechte nutze, um eigene Kandidaten zu stärken. Außenpolitisch sei Bagapsch aus Sicht der Opposition „zu weich“ gegenüber Tiflis. So unternehme er beispielsweise nichts gegen eine von georgischen Flüchtlingen im abchasischen Kodori-Tal installierte Parallel-Regierung. Trotz aller Opposition: Von den 108 Kandidaten sprachen sich übrigens durchweg alle für den Kurs auf die vollständige Unabhängigkeit von Georgien und das Bündnis mit Russland aus.
Doch die angestrebte Eigenständigkeit und das politisch-wirtschaftliche Bündnis mit Russland fordern den Abchasen erhebliche Opfer ab. Es gibt praktisch keine großen Investitionen. Zwischen Suchumi und Gali fährt man kilometerweit an ausgebrannten und verlassenen Wohnhäusern und Fabriken vorbei. Nur sehr langsam kommt der Wiederaufbau voran. Die Menschen leben von dem, was im Garten wächst und den Mandarinen, Mimosen und Nüssen, die Händler in Russland verkaufen.
Der durchschnittliche Monatslohn liegt bei 40 Euro, die Renten werden aus Russland bezahlt. Die Abchasen hoffen auf die Rückehr der russischen Touristen, die trotz der anhaltenden Spannungen mit Tiflis an den schönen, aber vielerorts noch zerstörten Stränden der Region ihren Urlaub verbringen. Der Kreml half auch hier etwas nach und erleichterte seinen Bürgern im letzten Jahr die Einreise nach Abchasien. In Sowjetzeiten war die Gegend zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus nicht nur beliebtes Urlaubsziel normaler Bürger, sondern auch der Partei- und Staatsnomenklatura.
Sächsische Zeitung
Als in Abchasien am letzten Sonntag ein neues Parlament gewählt wurde, besuchte Sergej Bagapsch, Präsident der von Georgien abtrünnigen Provinz, gezielt Wahllokale im Gali-Bezirk, im Süden des Landes. Er wollte mit seiner Präsenz demonstrieren, dass die in dieser Region lebenden Georgier in Ruhe wählen können.
Georgische Organisationen hatten die insgesamt 130000 Wahlberechtigten zuvor zum Wahlboykott aufgerufen. Von den etwa 200000 Georgiern, die während des Bürgerkriegs 1992 aus Abchasien flüchteten, sind inzwischen 60000 wieder zurückgekehrt. Sie leben vorwiegend im Gali-Bezirk. In 17 der 35 Wahlkreise muss nächstes Wochenende neu gewählt werden, weil keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen bekam.
Wie zu erwarten, hatte es im Vorfeld der Wahl am Grenzfluss Ingur, im Süden Abchasiens, Spannungen gegeben. Abchasische Grenzposten verhafteten angebliche georgische „Provokateure“, auf georgischer Seite demonstrierten Jugendliche. Die abchasische Seite drohte gar mit Schusswaffeneinsatz, wenn die Demonstranten die Brücke über den Ingur überschreiten sollten. Das zeigt nur, wie verhärtet die Fronten nach wie vor sind.
Proteste aus Tiflis
Georgiens Präsident Michail Saakaschwili erklärte in markigen Worten, nicht nur die jungen Georgier würden sich niemals mit dem Verlust Abchasiens abfinden. Wahlen in der abgespaltenen Provinz seien so lange nicht legitim, bis nicht alle georgischen Flüchtlinge zurückgekehrt seien. Und die in Abchasien stationierte russische Friedenstruppe will Saakaschwili möglichst schnell durch eine EU-Streitmacht ersetzen. Das allerdings ist nicht so einfach. Denn zuvor müsste Georgien, das in die Nato strebt, aus der GUS austreten, auf deren Beschluss hin die russischen Truppen dort stationiert wurden.
Sergej Bagapsch hingegen befand, die Wahl habe gezeigt, dass Abchasien ein normaler demokratischer Staat sei. Schließlich gebe es sogar eine Opposition. Tatsächlich hatten sich kurz vor der Wahl 29Kandidaten zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Sie kritisieren, dass der Präsident seine administrativen Rechte nutze, um eigene Kandidaten zu stärken. Außenpolitisch sei Bagapsch aus Sicht der Opposition „zu weich“ gegenüber Tiflis. So unternehme er beispielsweise nichts gegen eine von georgischen Flüchtlingen im abchasischen Kodori-Tal installierte Parallel-Regierung. Trotz aller Opposition: Von den 108 Kandidaten sprachen sich übrigens durchweg alle für den Kurs auf die vollständige Unabhängigkeit von Georgien und das Bündnis mit Russland aus.
Doch die angestrebte Eigenständigkeit und das politisch-wirtschaftliche Bündnis mit Russland fordern den Abchasen erhebliche Opfer ab. Es gibt praktisch keine großen Investitionen. Zwischen Suchumi und Gali fährt man kilometerweit an ausgebrannten und verlassenen Wohnhäusern und Fabriken vorbei. Nur sehr langsam kommt der Wiederaufbau voran. Die Menschen leben von dem, was im Garten wächst und den Mandarinen, Mimosen und Nüssen, die Händler in Russland verkaufen.
Der durchschnittliche Monatslohn liegt bei 40 Euro, die Renten werden aus Russland bezahlt. Die Abchasen hoffen auf die Rückehr der russischen Touristen, die trotz der anhaltenden Spannungen mit Tiflis an den schönen, aber vielerorts noch zerstörten Stränden der Region ihren Urlaub verbringen. Der Kreml half auch hier etwas nach und erleichterte seinen Bürgern im letzten Jahr die Einreise nach Abchasien. In Sowjetzeiten war die Gegend zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus nicht nur beliebtes Urlaubsziel normaler Bürger, sondern auch der Partei- und Staatsnomenklatura.
Sächsische Zeitung
Im Brennpunkt