14. April 2007

Beresowski bestreitet Putschplan

Russland Putin-Kritiker um Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow wollen heute trotz Verbot in Moskau demonstrieren

Einen Tag vor den in Moskau geplanten Demonstrationen der Opposition gegen den Kreml hat der Milliardär Boris Beresowski mit einem Aufruf zum Sturz Putins für Wirbel und Verwirrung gesorgt. Die britische Zeitung «Guardian» zitierte ihn in ihrer gestrigen Ausgabe mit den Worten: «Wir müssen Gewalt anwenden, um dieses Regime zu ändern.»

Weiter schrieb der «Guardian», der im Londoner Exil lebende Oligarch bezahle bereits verschiedene Personen aus der engeren Umgebung des russischen Präsidenten, die seine Ansichten teilten. Deren Identität wollte Beresowski im Interview nicht preisgeben, da sie sonst wie der Ex-Spion Alexander Litwinenko getötet würden.

In einer gestern Nachmittag veröffentlichten Erklärung bestritt Beresowski jedoch den Bericht des «Guardian», wonach er eine gewaltsame Palastrevolution finanziere. Er betonte, dass er nur einen «unblutigen Machtwechsel» in Moskau unterstütze. In Russland werde die Freiheit zur Meinungsäusserung nicht respektiert und deshalb sei es dort auch nicht möglich, mit Wahlen demokratische Veränderungen zu erreichen, fügte Beresowski hinzu. Daher unterstütze er «andere Methoden» für einen Machtwechsel, erklärte er.

Die Äusserungen Beresowskis sorgten international für grosses Aufsehen. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow warf Beresowski vor, seinen Flüchtlingsstatus in Grossbritannien zu missbrauchen. Seine Äusserungen müssten eigentlich zur Abschiebung des Milliardärs führen, sagte er vor Journalisten. Die britische Regierung hat bisher jedoch keine Anzeichen gemacht, Beresowski auszuliefern.

Für die linken und liberalen Gruppen, die am Wochenende unter Führung des ehemaligen Schachweltmeisters Garri Kasparow in Moskau und St. Petersburg einen «Marsch der Nicht-Einverstandenen» durchführen wollen, ist der Wirbel um Beresowski wenig hilfreich, versucht der Kreml doch jede oppositionelle Regung im Land als von Aussen gesteuert zu diskreditieren. In russischen Oppositionskreisen begegnet man Beresowski generell mit Skepsis. Viele Putin-Kritiker glauben, dass es dem Flüchtling mehr um persönliche Macht als um demokratische Verhältnisse in Russland geht.

Polizei kündigt hartes Vorgehen an

Mit dem Marsch wollen die Teilnehmer auf die autoritäre Politik von Putin sowie auf die wachsenden Unterschiede zwischen Armen und Reichen aufmerksam machen. Die Polizei in Moskau kündigte an, sie werde hart gegen jede nicht genehmigte Demons- tration vorgehen. Bereits sollen einige Oppositionelle, die nach Moskau reisen wollten, festgenommen worden sein. Die Staatsanwaltschaft warnte gestern mit der Auflösung der von Kasparow geführten «Vereinigten Bürgerfront». Der ehemalige Ministerpräsident Michail Kasjanow und der Schriftsteller und Vorsitzende der Nationalbolschewistischen Partei, Eduard Limonow, die zu den Organisatoren des Marsches gehören, wurden von der Staatsanwaltschaft gewarnt, sich nicht an nicht genehmigten Aktionen zu beteiligen. Beide erklärten aber, sie würden trotzdem demonstrieren.

Aargauer Zeitung


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