18. February 2025

"Die Anhänger der Farbe Rot" - Eine Ausstellung in der Alten Tretjakowskaja-Galerie in Moskau

Künstler: Filipp Maljawin
Foto: Künstler: Filipp Maljawin

Der Frühling in Moskau ist noch etwas hin. In der Stadt dominieren die Farben Weiß (der Schnee) und Grau (der Himmel). Da war es gut, dass ich gestern mit Freunden in der Ausstellung „Die Anhänger von Rot“ in der Alten Tretjakowskaja-Galerie war. Gezeigt wurden Bilder von Filipp Maljawin (1869 bis 1940) und Abram Archipow (1862 bis 1930) in deren Bildern Rot eine dominierende Farbe ist.

Rot steht in Russland nicht nur für Kommunismus. Rot war schon vor der Revolution eine wichtige Farbe im bäuerlichen Leben. Die Farbe findet man in den Kopftüchern und den weiten Röcken der russischen Bäuerinnen. Warum ist gerade die Farbe Rot in der russischen Volkskunst so dominant? Weil die Sonne rot ist. Und die Sonne ist das Symbol für Leben und Wärme.

In der russischen Volkskunst gibt es kräftige Farben. Und übrigens: Das Wort Rot (krasnij) steht in Russland nicht nur für die Farbe Rot sondern auch für das Wort „schön“.

Thema der Bilder in der Alten Moskauer Tretjakow Galerie ist das bäuerliche Leben. Das ist kein Zufall. Beide Künstler sind auf Dörfern aufgewachsen.

In den Bildern dominiert nicht Armut, nicht soziale Anklage. Die Bilder zeigen das gemeinschaftliche Leben der Bauern, ihre Gesichter, Blicke, Augen, Lächeln, Nachdenklichkeit, Arbeit, Arbeitspausen.

Archipow malte Menschen auf den Dörfern mit photographischer Genauigkeit. Oft stellte er auch Situation dar, bei denen der Betrachter geradezu hineingezogen wird. Man sieht eine Gruppe von Bauern und Bäuerinnen von der Seite oder von hinten. Und da fängt die Fantasie zwangsläufig an zu arbeiten. Wo schauen diese Menschen hin? Was machen sie, worüber reden sie? In seinen Bildern gibt es viel Licht und Weite der Landschaft.

Maljawin ist expressiver. Seine Bilder scheinen vor Gefühlen und vor lauter Rot-Tönen zu explodieren. Er verzichtet auf Umgebung und Einrichtung. Er konzentriert sich auf Gesichter und einzelne Menschen. Die eindrucksvollsten Porträts malte er von Familienmitgliedern und studentischen Freunden.

Auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 bekam sein großes Bild „Das Lachen“ die Goldmedaille. Das Bild zeigt eine Gruppe von in Rot-Tönen gekleideten Bäuerinnen, die sich ausgelassen bewegen und lachen.

1920 machte Maljawin Skizzen von Lenin und Trotzki im Kreml. Zwei Jahres später verließ der Maler Russland gen Westen. Für immer.

Das Leben von Maljawin endete tragisch. 1940 wurde er in Belgien von deutschen Besatzungssoldaten verhaftet. Man hielt ihn für einen Spion. Der Künstler wurde wieder freigelassen und schlug sich zu Fuß nach Nizza durch, wo er im gleichen Jahr starb.

Russland und Europa waren zu Zeiten von Maljawin und Asipow kulturell und wirtschaftlich eng verknüpft. Beim Gang durch die Ausstellung kommt deshalb - trotz frohem Rot - auch Melancholie auf.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Februar 2025 zu sehen

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