Einsatzbefehl erst nach Putins Fußtritt
Von Ulrich Heyden, SZ-Korrespondent in Moskau
Generäle kritisieren den damaligen Präsidenten Medwedjew wegen des zögerlichen Eingreifens im Georgien-Konflikt.
Schon seit Anfang August 2008 hatte es Scharmützel zwischen georgischen Truppen und Verbänden der südossetischen Separatisten gegeben. In der Nacht auf den 8. August 2008 kam es dann zur Eskalation. Mit Raketenwerfern beschossen georgische Truppen Zchinwali, die Hauptstadt der abtrünnigen Provinz Südossetien und rückten mit Panzern in die Stadt vor.
Noch in der Nacht zum 8. August gab der damalige russische Präsident Dmitri Medwedjew den Befehl zum Eingreifen – zu spät, wie russische Generäle behaupten. In dem Film „Ein verlorener Tag“ erheben sie schwere Vorwürfe gegen ihren damaligen Oberkommandierenden. Medwedjew habe den Marschbefehl erst nach einem „Fußtritt“ von Wladimir Putin gegeben, der damals Regierungschef war, behauptet Ex-Generalstabschef Juri Balujewski. „Dummes Geschwätz“ Die Generäle haben mit ihrer Kritik ein heikles Thema angesprochen. Medwedjew bezeichnete die Vorwürfe als „dummes Geschwätz“. Putin wollte sich zu der Kritik der Generäle nicht eindeutig positionieren, bestätigte auf einer Pressekonferenz in Moskau aber, dass es einen Plan für den Fall eines georgischen Angriffs auf Südossetien gab. Auf Grundlage dieses „Planes“ hätten – so Putin – russische Militärs vor Kriegsbeginn „südossetische Freiwillige“ ausgebildet. Die Reaktion aus Tbilissi auf die neue Moskauer Debatte kam prompt. Das georgische Außenministerium erklärte, die Existenz eines „Planes“ beweise, dass die Aggression im August 2008 von Russland ausgegangen sei.
veröffentlicht in: Sächsische Zeitung