28. September 2022

Foto-Reportage aus Donezk - Das Referendum zur Vereinigung mit Russland

Ulrich Heyden
Foto: Ulrich Heyden

Anlass meiner Reise nach Donezk war die Berichterstattung über das Referendum zur Vereinigung mit Russland. Bewaffnete Sicherheitsleute habe ich bei dem fünftägigen Wahlgang nur ein einziges Mal gesehen, als nämlich ein bekannter russischer Duma-Abgeordneter ein Wahllokal besuchte und einen Leibwächter dabei hatte. Wer die Menschen zwingt, für die Vereinigung mit Russland zu stimmen sind nicht russische Sicherheitsleute mit vorgehaltener Kalaschnikow, sondern ukrainische Granaten und aus der Luft abgeworfene international geächtete Minen an denen fast täglich Menschen sterben. Für Kiew sind die Menschen im Donbass "Verräter", die eine Strafe verdient haben.

 

Geduldig warten Anwohner in der Stadt Makejewka (DVR) darauf, dass sie einen Wahlzettel bekommen. Etwa 80 Prozent der Wähler machten von dem Angebot Gebrauch, den Wahlzettel in eine  mobile Wahlurne zu werfen. So sparten sich viele Wähler den Weg zum Wahllokal, der wegen gezieltem ukrainischen Beschusses auf Menschenansammlungen gefährlich ist.

 

Sorgfältig werden die Dokumente der Wähler geprüft.

 

Eines der 400 Wahllokal in der Volksrepublik Donezk befand sich im Kulturhaus des Donezker Stadtbezirkes Budjonow. Dort beobachtete ich die Abstimmung.

 

Die ältere Generation war besonders aktiv an der Abstimmung beteiligt. Für sie hat der Slogan "Wir gehen nach Hause" einen besonderen Sinn. Die Älteren haben mit Russland bereits in einem Staat - der Sowjetunion - gelebt und sie wissen worauf sie sich "einlassen". In der Sowjetunion gab es keine Zwangsukrainisierung, wie Kiew sie seit der Orangenen Revolution 2005 betreibt.  

 

Für einen westdeutschen Individualisten wie mich, war auffällig, dass viele Wähler in Gruppen kamen. Tja, für die Russen ist eine Wahl traditionell ein Feiertag, den man gemeinsam begeht. Ganze Familien und Hausgemeinschaften rückten an. 

 

Am fünften und letzten Tag der Wahl konnte man in stationären Wahllokalen wählen. 

 

Eine Wahl ist auch immer Anlass sich zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen.

 

Auf dem Plakat oben sieht man einen Berg- und einen Hüttenarbeiter und daneben den Slogan "Für eine Wiedergeburt des Donbass".Der Sonnenschein trügt. Fast 24 Stunden am Tag donnern in der Stadt Donezk die Geschütze. Das ist die ukrainische Artillerie und die russische Artillerie und Luftabwehr, die anfliegende ukrainische Geschosse unschädlich macht. Nicht immer gelingt das. Fast täglich sterben ein, bis drei Menschen in Donezk an ukrainischen Geschossen. Ein Mann - von Beruf Finanzexperte - sagte zu mir "bis 2014 war Donezk die schönste Stadt der Welt." Er werde für die Vereinigung mit Russland stimmen. Eine andere Lösung gäbe es nicht.

 

Auf der Straße Richtung Donezk kann man viele Plakate sehen, die für die Vereinigung mit Russland werben und den Menschen Mut machen sollen. Auf obigem Plakat steht "Russland bleibt für immer". Diese Versicherung ist wichtig, denn hohe ukrainische Politiker und Beamte drohen allen "Separatisten" mit Überprüfung und sogar Tod.

 

Der Donbass, das sind nicht nur Bergwerke, Abraumhalden und metallurgische Betriebe, sondern auch wunderbare Landschaften. 

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