Im Gas-Streit ist ein vorläufiges Ende in Sicht
Von UIrich Heyden, SZ-Korrespondent in Moskau
Die fast dreiwöchige Gas-Krise, die Europa in Atem hielt, scheint nun endgültig zu Ende. Nach zwölfstündigen Verhandlungen der Ministerpräsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Julia Timoschenko, in Moskau traten beide am Sonntag Nacht um zwei Uhr vor die Presse und erklärten, die Gaslieferungen in die Ukraine und der Gas-Transit nach Europa werden wieder aufgenommen. Julia Timoschenko erklärte – sichtlich übermüdet –, die Verhandlungen seien „nicht einfach“ aber „fruchtbar“ gewesen.
Die Einigung kam nach einer Gas-Konferenz von Ministerpräsidenten osteuropäischer Staaten in Moskau zustande, bei der auch EU-Vertreter anwesend waren. Gasprom-Sprecher Sergej Kuprianow erklärte gestern, die Verhandlungen zwischen Gasprom und Naftogas sollten noch am Sonntag abgeschlossen werden.
Der Fernsehsender zeigte, wie die Chefs der beiden Unternehmen, Aleksej Miller und Oleg Dubina im Kaminzimmer des Gazprom-Chefs über die Einzelheiten der Verträge verhandelten. Seit Ende Dezember hatte es keine direkten Verhandlungen zwischen den beiden Unternehmen mehr gegeben.
Unklar ist allerdings, ob der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko, der eine härtere Linie gegenüber Moskau fährt als Timoschenko, dem Verhandlungsergebnis zustimmt: In der Vergangenheit hatte er es schon einmal annulliert. Wie „Radio Echo Moskwy“ berichtete, werden Gasprom und das ukrainische Naftogas-Unternehmen in Zukunft direkt, ohne den in der Schweiz registrierten Zwischenhändler RosUkr-Energo, zusammenarbeiten. Beobachter der EU sind nach der neuen Vereinbarung zwischen Gasprom und Naftogas nicht mehr nötig.
Für die Ukraine ist der jetzt vereinbarte Gas-Preis deutlich höher, als der von Gasprom im Dezember angebotene Preis von 250 Dollar, den die Naftogas Ukraina aber ausgeschlagen hatte. Der neue Preis ist jedoch immer noch geringer als der von Gasprom-Chef Aleksej Miller angedrohte Preis von 450 Dollar.
Der Kompromiss ist für die Ukraine allerdings nicht leicht zu verkraften, denn das Land musste wegen drohenden Staatsbankrotts infolge der Finanzkrise bereits einen 16,5 Milliarden Dollar Kredit beim IWF aufnehmen. Die Folgen der Finanzkrise sind für die Ukraine dramatischer als für Russland.
Putin hatte bei dem Treffen mit Vertretern europäischer Gas-Konzerne am Freitag in Berlin vorgeschlagen, dass ein internationales Pipeline-Konsortium der Ukraine mit einem Kredit für die Bezahlung des „technischen Gases“ unter die Arme greift.
"Sächsische Zeitung"