Kommentar · Russland: Das Eis wird brüchig
Noch trägt das Eis zwischen Russland und dem Westen. Es wird noch miteinander gesprochen. Doch das Eis wird dünner. Der Syrien-Konflikt könnte außer Kontrolle geraten. Man muss sich Sorgen um den Frieden auf der Welt machen.
Regionalmächte wie die Türkei, Saudi-Arabien und Katar versuchen, ihre speziellen Interessen auf dem Umweg über den Syrien-Krieg durchzusetzen. Den USA, die die ölreiche Region kontrollieren wollen, scheint das Recht.
Die Türkei will ein Erstarken der Kurden auf syrischem Gebiet mit allen Mitteln verhindern und will deshalb nicht akzeptieren, dass Russland im syrisch-türkischen Grenzgebiet Bombenangriffe gegen terroristische Gruppen ausführt.
Dass Russland militärische Aktivitäten an der Grenze zur Türkei fahrlässig und ohne Bedacht durchführt, ist unwahrscheinlich. Denn Moskau hat keinen Grund, die Türkei - einen wichtigen Wirtschaftspartner - unnötig zu verärgern. Seit zwei Jahren versucht Russland, die Türkei für den Bau des Turkish Stream zu gewinnen, einer Gas-Pipeline, die den Balkan, Österreich und Ungarn mit russischem Gas versorgen soll.
In Syrien bündeln sich die Interessen der großen Mächte und der ölreichen Staaten. Wer in dieser hochsensiblen Region Flugzeuge abschießt, die reale Erfolge gegen den IS-Terrorismus vorweisen können, setzt sich zu Recht dem Vorwurf aus, Terroristen zu nützen und bedroht selbst den Weltfrieden.
veröffentlicht in: Südwestpresse