Russland schlägt zurück
Vier Briten ausgewiesen.
Als der britische Botschafter in Moskau, Anthony Brenton, das Hochhaus im Zuckerbäckerstil verliess, in dem das russische Aussenministerium seinen Sitz hat, sah er wenig glücklich aus. Soeben hatte der stellvertretende russische Aussenminister Aleksandr Gruschko dem Vertreter der britischen Krone in einer offiziellen Note mitgeteilt, man betrachte vier britische Diplomaten als «unerwünschte Personen». Sie müssten Russland innerhalb von zehn Tagen verlassen.
Dies sei eine «ausgewogene» Antwort auf die Ausweisung von vier russischen Diplomaten, die wenige Tage vorher Grossbritannien verlassen mussten. London reagierte damit auf die Weigerung Moskaus, den ehemaligen KGB-Mitarbeiter Andrei Lugowoi, den Hauptverdächtigen im Mordfall Litwinenko, an Grossbritannien auszuliefern.
Das russische Aussenminis- terium teilte gestern ausserdem mit, russische Diplomaten würde keine britischen Visa mehr beantragen. Visaanträge britischer Diplomaten würden nicht mehr bearbeitet.
Bruch der Anti-Terror-Front?
Schwerwiegender als der Clinch um die Botschafter ist aber die Ankündigung des russischen Aussenministeriums, man werde bei der Terrorismusbekämpfung nicht mehr mit London zusammenarbeiten. Bisher ist unklar, welche praktischen Folgen diese Ankündigung hat. Zweifellos stellt sie aber eine Zäsur dar. Als Wladimir Putin im September 2001 sein Land in die Anti-Terror-Front des Westens einreihte, zeigte der Kreml-Chef, dass er Russland Richtung Westen öffnen will. Jetzt als Umkehrschluss eine Abschottung Russlands gegenüber dem Westen zu erwarten, wäre falsch. Erst vor wenigen Wochen hatte Putin den Amerikanern angeboten, eine russische Radaranlage in Aserbaidschan gemeinsam zu nutzen. Das war ein klares Signal zur Zusammenarbeit. Dennoch dürften die Spannungen in den nächsten Tagen und Wochen anhalten.
Aargauer Zeitung