12. February 2025

Russland und die Bundestagswahlen

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Wenn Sarah Wagenknecht das Geschäft Putins betreiben würde, müssten die russischen Medien voll sein von Berichten über die Politikerin. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ein Kommentar von Ulrich Heyden

Die Deutschland-Berichterstattung der russischen Medien zu den Bundestagswahlen ist gelinde gesagt oberflächlich. Das Hauptproblem Deutschlands sind nach Meinung der russischen Medien und vieler Russen angeblich die Migranten. Dahinter verschwinden alle anderen, vor allem die sozialen Probleme, die es nach Meinung vieler Russen nicht gibt und nicht geben kann. Denn Deutschland ist nun mal „ein reiches Land“.

CDU und AfD sind für russische Medien - was die Migranten-Frage betrifft - "vernünftige" Parteien. Sarah Wagenknecht kommt in den russischen Medien kaum vor. Nur wenn sie sagt, Merkel sei "die Mutter der AfD", weil sie alle Flüchtlinge reingelassen hat, wird auch über Wagenknecht berichtet. Das Eintreten des BSW für eine Wiederbelebung des Sozialstaates ist den russischen Medien keine Zeile wert.

Auch dass Sarah Wagenknecht Friedensdemonstrationen organisiert hat, wird gar nicht oder nur am Rande berichtet. Dass sie seit Jahren gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, gegen die Nato-Ausdehnung nach Osten und zu einer Rückkehr zur Entspannungspolitik eintritt, wird ebenfalls nicht oder nur am Rande berichtet.

Das russische Schweigen über das BSW wird auch dadurch begünstigt, dass Sarah Wagenknecht oder ein anderer führender BSW-Politiker in den letzten Jahren nicht in Moskau war.

Der bekanntesten BSW-Politikerin vorzuwerfen, sie betreibe das Geschäft von Putin, ist geradezu lächerlich. Denn wenn sie dieses Geschäft betreiben würde, dann müssten doch die russischen Medien voll sein von Berichten über das BSW. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Eindeutig am besten kommt in den russischen Medien die AfD weg. Ihr rechnet man positiv an, dass sie für die Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline North Stream nach Deutschland und "für Frieden mit Russland" ist. Dass die AfD für eine Erhöhung des deutschen Verteidigungsetats und für die Nato ist, wird von den russischen Medien nicht problematisiert.

Über die Anti-Rechts-Demos in Deutschland wird in den russischen Medien nur kurz und nachrichtlich berichtet. Analysen, warum es zu diesen Demonstrationen kam und was die Leute genau auf die Straße treibt, findet man in den russischen Zeitungen und Fernsehkanälen nicht.

Das ist sehr schade, denn wie kann man die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland wiederbeleben, wenn man nicht allumfassend berichtet?

In Kriegszeiten sterben nicht nur Menschen. In Kriegszeiten werden auch unsichtbare Mauern errichtet. Umfassende Informationen zählen nichts mehr. In Kriegszeiten ist das Wichtigste der unentwegte propagandistische Angriff auf den Gegner und die Festigung des eigenen Lagers. Das gilt insbesondere für den aggressiven und expansiven Nato-Block, zum Teil aber auch für Russland. 

 

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