Thomas Röper, Alina Lipp - Bestrafe zwei, ängstige Tausend

Bestrafe zwei, ängstige Tausend
Laut einem Bericht von Correctiv.org sollen in dem 17. Sanktionspaket der EU gegen Russland, dass Morgen beschlossen werden soll, auch die Namen der Journalisten Alina Lipp und Thomas Röper stehen.
Sollte das zutreffen, wäre das eine weitere Eskalation gegen das freie Wort in der EU. Die Sanktionen gegen die beiden deutschen Staatsbürger werden nach Angabe von Correctiv damit begründet, dass sie sich an "prorussischen Einflussoperationen" beteiligt haben sollen.
Individuelle Sanktionen haben - laut einer Analyse von RT DE - zur Folge, "dass Personen, die auf der Sanktionsliste der EU stehen, in der Regel nicht in die EU einreisen oder durch sie durchreisen dürfen." Das für die Staatsbürgerschaft zentrale Recht der jederzeitigen Rückkehr würde für Lipp und Röper vermutlich ausgehebelt und ihre Vermögenswerte in der EU eingefroren.
Brüssel und Berlin reicht es also nicht, dass RT DE der Sendebetrieb in Deutschland untersagt wurde. Es reicht ihnen auch nicht, dass es in den Redaktionen der großen deutschen Medien fast Niemand mehr wagt, gegen die staatlich organisierte Russophobie aufzutreten und über faschistische Tendenzen in der Ukraine zu berichten, wie noch 2014.
Berlin und Brüssel wollen - für alle Fälle - ein Exempel statuieren, an zwei Journalisten, die für ihre offene Sprache bekannt sind. Der Zweck der Übung: Wir bestrafen zwei, damit tausend Andere sehen, was passieren kann, wenn man bei der Hetze gegen Russland nicht mitmacht.
Die Rechnung könnte kurzfristig aufgehen. Aber langfristig wird das Image von Deutschland schweren Schaden erleiden. Es ist wohl nicht beabsichtigt, aber die drohenden Sanktionen gegen Röper und Lipp sind Wasser auf die Mühlen der russischen Propaganda. Als "Leuchtfeuer der Demokratie" wird Deutschland sich nicht mehr verkaufen können.
Manche vergleichen die drohenden Sanktionen gegen Lipp und Röper mit der Ausbürgerung des Sängers Wolf Biermann aus der DDR, 1976. Aber ich denke an die Zeit des deutschen Faschismus 1933 bis 1945, als 1.500 deutsche Schriftsteller ins Exil flüchteten. Unter ihnen waren Thomas und Heinrich Mann, Berthold Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Robert Musil.
Die drohenden Sanktionen gegen Röper und Lipp haben den gleichen ideologischen Hintergrund wie die Verfolgung von deutschen Schriftstellern in der Zeit des Faschismus, Russophobie, Expansions- und Kriegslust.