16. June 2010

Der zwielichtige Präsidentensohn

(Ulrich Heyden). Moskau. Wie gestern bekannt wurde, ist Maxim Bakijew, der Sohn des im April gestürzten Präsidenten von Kirgistan in London verhaftet worden. Bakijew junior, der unter seinem Vater für die Verwaltung der Auslandsinvestitionen in Kirgistan zuständig war, flüchtete unmittelbar, nachdem sein Vater vom Amt des Präsidenten gestürzt worden war, in die USA und von dort weiter nach Lettland. Dort ist Maxim Bakijew an einer Bank beteiligt.

Die neue Regierung in Bischkek hatte den 33-jährigen wegen der Veruntreuung eines 300-Millionen-Dollar-Kredits aus Russland per Interpol zur Fahndung ausschreiben lassen. Maxim Bakijew ist womöglich eine Schlüsselfigur der humanitären Tragödie im Süden von Kirgistan. Ende Mai tauchte über Youtube im Internet ein Telefongespräch auf. Darin unterhalten sich zwei Männer auf Russisch darüber, wie man am besten einen neuen Umsturz organisiert. Man brauche nur 500 gut ausgerüstete Kämpfer. Bei den beiden Männern soll es sich um Maxim und seinen Onkel, Dschanischbek Bakijew, handeln.

Wegen des Knäuels von sozialen und ethnischen Problemen im Süden von Kirgistan scheut sich Moskau offenbar immer noch Truppen zu schicken, wie von der Regierung in Bischkek und den Menschenrechtsorganisationen in Kirgistan gefordert. Moskau befürchtet offenbar, dass die Anwesenheit von russischen Truppen muslimischen Fundamentalisten Nahrung für ihre Propaganda geben. Medwedew hat sich zunächst nur zu der Ankündigung durchgerungen, der kirgisischen Armee Waffen, Militärfahrzeuge und Benzin zu liefern. Wenn sich der Konflikt weiter zuspitze, werde er aber eine Zusammenkunft der Staatsführer des ODKB-Militär-Bündnisses (Russland, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan, Kasachstan, Armenien und Weißrussland) einberufen. Ein Truppeneinmarsch scheint nicht ausgeschlossen.

"Nordkurier"

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