Wie mir Vertreter der großen Moskauer Hotels, Ismailowo und Kosmos am Telefon erklärten, ändert sich während der von Wladimir Putin wegen steigender Coronazahlen angeordneten arbeitsfreien Zeit, die in Moskau vom 28. Oktober bis zum 7. November dauert, nichts an den Regeln für die Einquartierung ausländischer Touristen.
Die einzige Maßnahme für Hotelbesucher sei eine Temperaturkontrolle am Hoteleingang und die Pflicht, im Hotel eine Maske zu tragen.
Für Theater- und Ausstellungsbesuche ist in Moskau vom 28. Oktober bis zum 7. November ein QR-Code Pflicht. Den Code erhält über das Portal Mos.ru, wer geimpft ist, einen PCR-Test gemacht hat oder in den zurückliegenden sechs Monaten eine Corona-Erkrankung überstanden hat.
Restaurants waren in Moskau vom 28. Oktober bis 7. November geschlossen. Sie lieferten aber Speisen außer Haus. Restaurants in Hotels arbeiteten weiter.
Die allgemeine Regel in Moskau sah in den vergangenen Monaten so aus, dass man sich frei in der Stadt bewegen konnte. Die einzige Bedingung war, dass man in Geschäften, Theatern und in der U-Bahn eine Maske tragen musste.
Inzwischen gibt es in der russischen Regierung Pläne, den QR-Code verpflichtend für eine noch nicht genau benannte Zahl öffentlicher Einrichtungen zu machen. Von einem weitreichenden QR-Code wären dann auch Touristen aus dem Ausland betroffen, soweit sie nicht mit einem russischen Impfstoff geimpft sind. Eine Impfung mit einem westlichen Impfstoff wird in Russland nicht anerkannt.
Die Impfbereitschaft der Russen ist nach wie vor gering. In vielen Betrieben, staatlichen Einrichtungen und im Dienstleistungssektor ist eine Impfung faktisch Pflicht. Bis heute haben nach offiziellen Statistiken nur zwischen 34 und 39 Prozent der Bevölkerung die zweistufige Impfprozedur absolviert. Der Grund für die geringe Impfbereitschaft ist das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung gegenüber allem, was die offiziellen Stellen über die Pandemie verkünden.
Schon seit Monaten bringen führende Politiker, wie der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin, die steigenden Coronazahlen mit der mangelnden Impfbereitschaft in der Bevölkerung in Zusammenhang.
Im Moskauer Umland sah ich aggressive Pro-Impf-Plakate mit Slogans wie diesen: „Wie viele Menschen müssen noch sterben, bevor du dich impfst?“
Aber der steigende Impfdruck der Politik führt nicht zu dem gewünschten Resultat. Das hängt mit dem geringen Vertrauen der Russen gegenüber Politikern und gegenüber dem Gesundheitssystem zusammen. Auch gibt es seit den chaotischen 1990er-Jahren, als Russland im Schnelltempo in einen wilden Kapitalismus schlitterte, einen verbreiteten Fatalismus gegenüber lebensgefährlichen Situationen.
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