27. February 2010

Hohe Haftstrafen für Russlands „Weiße Wölfe“

Von Ulrich Heyden, SZ-Korrespondent in Moskau

Eine Bande Moskauer Jungnazis machte Jagd auf Gastarbeiter aus Asien.

Als das Urteil verlesen wurde, weinten die Mütter und Freundinnen der angeklagten Jung-Nazis im Moskauer Stadtgericht. Die zwölf Angeklagten der Neonazi-Gruppe „Weiße Wölfe“ lachten. Sie waren angeklagt, mehrere Gastarbeiter aus Zentralasien getötet zu haben. Die Ermittler konnten sechs Morde nachweisen. Neun Angeklagte erhielten wegen Mordes aus Ausländerhass Freiheitsstrafen zwischen sechs und 23 Jahren. Drei Jugendliche wurden freigesprochen.

Der Anführer der Bande, der 18-jährige Alexej Dschawachischwili, mit Spitznamen „Dschawa“, wurde nur zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein Vater ist Georgier und stammt aus einem alten Adelsgeschlecht. Doch der Sohn sieht sich selbst als Russe.

Das Ziel ist der Staat

Den ersten Mord hatte die Bande am 20. April 2007 begangen. Nachdem die Jugendlichen im Park „Birkenwäldchen“ Bier getrunken hatten, machten sie sich auf die Suche nach einem Gastarbeiter. Sie brauchten nicht lange zu suchen. Der Usbeke Chukoikul Tschorijew, der auf einer Moskauer Baustelle arbeitete, ging gerade zum Einkaufen. Mit den Rufen „Russland den Russen“ stürzten sich die Jugendlichen auf ihn. Mit Holzlatten schlugen sie dem Usbeken mehrmals auf den Kopf. Wenig später war er tot.

Nach Angaben des Moskauer Analyse-Zentrums „Sowa“ geht die Zahl der Gewalttaten russischer Skinheads zurück. 2009 gab es bei rechtsradikalen Überfällen 71 Tote und 333 Verletzte. 2008 waren es noch 110 Tote und 487 Verletzte. Die Rechtsradikalen würden jetzt aber zunehmend dazu übergehen, Polizisten und Wehrämter anzugreifen. Das Ziel sei jetzt der Staat, glaubt „Sowa“.

"Sächsische Zeitung"

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