5. November 2011

Moskau poltert wegen des Schuldspruchs gegen Waffenhändler Bout

Für Russlands Medien ist Viktor Bout kein Waffenhändler und auch kein „Händler des Todes“, wie er in westlichen Medien betitelt wird, sondern ein „Geschäftsmann“. Russland sei „empört“ über den Prozess gegen Bout, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.

Bout, der für den Hollywood-Film „Lord of War – Händler des Todes“ die Vorlage abgab, wurde von einem Geschworenengericht in New York in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen.

Bout, der bis 1991 bei einer sowjetischen Luftwaffeneinheit in Mozambique stationiert war und sich später mit einer Flotte von Antonow-Frachtflugzeugen selbstständig gemacht hatte, wurde von den Geschworenen wegen Verschwörungen zur Tötung von US-Bürgern und Regierungsmitarbeitern und zum Abschuss von Flugzeugen schuldig gesprochen. Jeder dieser Anklagepunkte kann mit 25 Jahren Haft und sogar lebenslänglich bestraft werden.

Doch so weit soll es nach dem Willen des Kreml gar nicht kommen. „Unser Ziel ist, seine Rückkehr in die Heimat zu erreichen“, hieß es aus dem Außenministerium. Einem Tausch von Bout gegen einen in Russland einsitzenden Agenten hat Moskau bereits eine Absage erteilt. Um Druck auszuüben, erstellten russische Behörden inzwischen eine Liste von amerikanischen Beamten, die in den Fall Bout verwickelt sind. Diesen soll die Einreise nach Russland verweigert werden. Die Liste ist offenbar eine Retourkutsche zur sogenannten „Magnitski-Liste“. Darin sind vom US-Senat russische Beamte aufgeführt, die für die unmenschlichen Haftbedingungen des Juristen Sergej Magnitski verantwortlich sind. Magnitski, der für eine Investmentfirma arbeitete, starb 2009 in einem Moskauer Untersuchungsgefängnis.

veröffentlicht in: Sächsische Zeitung

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