Russland: Bemüht um Beruhigung
„Unsere Experten sind davon überzeugt, dass es für das Territorium Russlands keine Gefahr gibt.“ Mit diesen Worten versuchte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin die Bürger zu beruhigen. Viele Bürger im russischen Osten sind äußerst besorgt.
In der 1000 Kilometer von Fukushima entfernten Hafenstadt Wladiwostok habe in den Geschäften ein regelrechter Ansturm auf Dosimeter eingesetzt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti.
In Wladiwostok leben 580 000 Menschen. In der Stadt Juschno-Sachalinsk, wo 170 000 Menschen leben, seien die Jodtabletten in den Apotheken bereits ausverkauft, berichtete der Ökologe Dmitri Lisitzyn in einem Skype-Gespräch mit dieser Zeitung. Man glaube den Angaben der Behörden, dass es bisher keine radioaktive Verschmutzung gibt, trotzdem sei die Bevölkerung „sehr besorgt“, auch weil sich der Gouverneur der Insel Sachalin bisher im Fernsehen nicht zu den Folgen der Katastrophe in Japan geäußert hat. Es gäbe das Gerücht, er sei bereits auf der Flucht.
An dem Plan, die russische Atomindustrie weiter auszubauen, will Putin festhalten. Die russische Atombehörde Rosatom plant, in den nächsten Jahren 28 neue Reaktoren zu bauen, unter anderem in Kaliningrad und Weißrussland.
Einen öffentlichen Dialog über die Vor- und Nachteile der friedlichen Nutzung von Atomenergie gibt es in Russland nicht. Unbekannt sind auch Tipps, wie man sich vor radioaktiver Strahlung schützen kann und auf welche Nahrungsmittel notfalls verzichten sollte.
Die russischen Behörden sind zur Zeit vor allem darum bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen und eine Panik zu vermeiden.
Ulrich Heyden, Moskau
veröffentlicht in: Südkurier