21. February 2009

US-Armee verliert wichtige Basis in Kirgistan

Von Ulrich Heyden, Moskau

Der Nachschub für den Militäreinsatz in Afghanistan bereitet Washington immer größere Probleme.

Die Schließung der US-Luftwaffenbasis in Kirgistan – eines wichtigen Stützpunktes für die Truppen in Afghanistan – ist besiegelt. Der Präsident der zentralasiatischen Republik, Kurmanbek Bakijew, unterzeichnete am Freitag einen Erlass über die Aufkündigung der seit acht Jahren währenden Zusammenarbeit mit den USA. Die US-Truppen müssen Kirgistan nun innerhalb von 180 Tagen verlassen.

Zuvor hatten am Donnerstag 78 Abgeordnete des kirgisischen Parlaments bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen für die Kündigung der Basis gestimmt, die seit 2002 in Betrieb war. Ein Parlamentssprecher erklärte, dass man mit den Amerikanern „als gleichberechtigter Partner“ zusammenarbeiten wollte. Das sei jedoch „nicht eingetreten“. Die Abgeordneten beklagten, dass bis heute kein Strafverfahren gegen den US-Soldaten eingeleitet wurde, der 2006 einen kirgisischen Lkw-Fahrer während einer Sicherheitskontrolle erschossen hatte. Auch der Schaden, der bei einem Zusammenstoß eines US-Tankflugzeugs mit einer Passagier-Maschine entstanden war, sei bisher nicht beglichen worden.

Die Parlamentarier kritisierten schließlich die zunehmende Luftverschmutzung durch Flugzeug-Abgase, die Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung gefährdeten.

Geld von Russland


Das wichtigste Argument für die Schließung der Basis in Manas lieferte jedoch offensichtlich Russland. Moskau hatte Kirgistan Kredite und Finanzhilfen in einer Höhe von 2,15 Milliarden Dollar zugesagt. Mit dem Geld soll unter anderem ein Wasserkraftwerk gebaut werden. Mit 17,4 Millionen Dollar jährlichen Pachtgebühren liegen die Amerikaner deutlich unter den Finanzhilfen aus Russland.

Der Führer der sozialdemokratischen Fraktion, Baktybek Beschinow, stimmte als Einziger gegen die Kündigung der US-Basis. Der Abgeordnete sprach von einem „übereilten“ Schritt. Manas sei ebenso wie die 2003 in Kirgistan errichtete russische Luftwaffenbasis Kant „ein wichtiges Kettenglied im System der kollektiven Sicherheit Eurasiens“. Eine Schwächung dieses Systems öffne „Terrorismus und Extremismus Tür und Tor“.

Außer Manas haben die US außerhalb von Afghanistan keinen Nachschub-Flughafen in der Region. Auf der Basis, nicht weit von der kirgisischen Hauptstadt Bischkek entfernt, sind 1000 US-Soldaten stationiert. Jeden Monat passieren 15000 US-Soldaten und 500 Tonnen Fracht den Stützpunkt.

Die Entscheidung des kirgisischen Parlaments kommt für Washington gerade jetzt sehr ungelegen. Obama will die Truppen in Afghanistan um 17000 Mann erhöhen. Doch der Weg nach Afghanistan wird immer mehr zum Nadelöhr. Nachschublager in Pakistan sowie die strategisch wichtige Nachschubroute über den Khyber-Pass waren bereits Ziel von terroristischen Anschlägen.

Washington will nun Usbekistan wieder als Transit-Land für den Nachschub nutzen. Am Mittwoch startete bereits ein Zug mit hundert US-Nachschub-Containern von Litauen via Russland Richtung Afghanistan. Russland hatte dem Transit nichtmilitärischer Güter über sein Territorium zugestimmt.

Anfrage in Usbekistan

Ob Usbekistan den Amerikanern wieder die Tür öffnet, ist noch ungewiss. Nachdem die USA 2005 das gewaltsame Vorgehen gegen eine Demonstration im ostusbekischen Andischan kritisiert hatten – nach Angaben von Menschenrechtlern wurden Hunderte Menschen getötet – mussten die Amerikaner ihre Basis im usbekischen Chanabad räumen. Die Bundeswehr, die seit 2002 im Süden Usbekistans den Nachschubstützpunkt Termez unterhält, durfte bleiben.

"Sächsische Zeitung"

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