2. June 2010

Veteran reicht Beschwerde bei Putin ein

Von Ulrich Heyden, SZ-Korrespondent in Moskau

Dem 84-Jährigen wurden bei einer Demonstration von Polizisten die Orden von der Jacke gerissen.

Der Menschenrechtsbeauftragte des russischen Präsidenten, Wladimir Lukin, kündigte nach einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten am Montagabend in Moskau eine Untersuchung an. Bei dem Einsatz waren 152 Demonstranten verhaftet worden. Die Festgenommenen wurden von Polizisten an Armen und Beinen in bereitstehende Omnibusse getragen und geschleift. Ein großer Teil der Verhafteten wurde gestern freigelassen.

An der „Aktion 31“ beteiligten sich 600 Menschen, vor allem Mitglieder der liberalen Opposition. Mit der Aktion demonstriert man jeweils am 31. eines Monats für die Einhaltung des Verfassungsartikels 31, der das Versammlungsrecht garantiert. Die Demonstranten hätten keinerlei Gewalt angewandt, erklärte Lukin. Die Aktion war von der Stadtverwaltung jedoch nicht erlaubt worden.

Gezielt die Hände gebrochen

Der 84-jährige Kriegsveteran Wladimir Burzew erklärte, Polizisten hätten ihm seine Weltkriegsorden von der Jacke gerissen. Er werde sich bei Putin persönlich beschweren. Der Veteran mit weißem Rauschebart wurde am Abend aus der Haft entlassen, weigerte sich aber, die Wache zu verlassen, bevor nicht alle Verhafteten frei seien.

Während der Festnahme ereignete sich noch ein zweiter ernster Zwischenfall. Der Reporter der angesehenen Internetzeitung gazeta.ru, Alexander Artjomow, wurde mit gebrochenen Händen in das Krankenhaus Lefortowo eingeliefert. Sein Chefredakteur Michail Michajlin will Anzeige erstatten. Man habe den Reporter über den Boden geschleift und ihm absichtlich die Hände zerschlagen.

"Sächsische Zeitung"

Teilen in sozialen Netzwerken
Im Brennpunkt
Bücher
Foto